Logo2009_3geflt

Verwaltungsgemeinschaft Hügelland-Täler

banner2010_5
 Home  Ämter  VG-Info  Gemeinden  Veranstaltung  Wegweiser  Kontakt  Dorfkurier  Aktualisierung  Datenschutz  Impressum

Kreativwerkstatt Veronika SchlichterFrau Schlichter

Das Zeichnen war schon seit ihrer Kindheit die große Leidenschaft für Veronika Schlichter, die 1950 geboren wurde und sich als kleines Mädchen nie sonderlich über Süßigkeiten oder Schokolade als Geschenke freute, sondern viel mehr über Stifte oder einen Zeichenblock. Sie wollte in ihrem Leben unbedingt einen Beruf ausüben, der etwas mit Zeichnen oder Malen zu tun hat. Doch als 1966 die Zeit der Berufswahl angerückt war, standen solche Berufe nicht zur Debatte. In Lippersdorf bei ihrer alleinstehenden Mutter aufgewachsen, hatte diese nicht die nötigen Beziehungen, um ihrer Tochter ihren Berufswunsch zu erfüllen. So blieb der 16jährigen Veronika nur die Wahl zwischen Rinderzüchter oder Imker. Da sie schon immer ein zierliches Mädchen war, sagte der Berufsberater: „Die Kleine und die Bienen, das passt gut zueinander."

Damit stand fest: Veronika wird Imkerin. „Und das wollte ich eigentlich auf keinen Fall, aber ich musste es tun", sagt Veronika Schlichter heute, und fügt hinzu, dass ihr die Imkerlehre im Nachhinein gesehen auch nicht geschadet hat, auch wenn sie diese an der Tälermühle nicht gerade mit großer Begeisterung absolviert hat. Und zu dem Kommentar des Berufsberaters meint Frau Schlichter: „Der hatte von der Imkerei so viel Ahnung, wie ich, nämlich keine."

Ihr Berufsleben begann Veronika Schlichter dann als Sekretärin an der Lippersdorfer Schule, während sie noch eine kaufmännische Ausbildung absolvierte. Es schlössen sich einige Arbeitsjahre an der Fachschule Hermsdorf an, und weil sie, den ärztlichen Rat befolgend, unbedingt zunehmen sollte und wollte, begann sie Mitte der 1980er ihre Arbeit als Postangestellte, da es sich in Lippersdorf gerade ergab, dass für die Poststelle eine Besetzung gebraucht wurde. „Ich dachte, dann bist du immer an der frischen Luft beim Postaustragen und bekommst bestimmt Hunger und so war es dann auch", erzählt Frau Schlichter schmunzelnd.

Während dieser Zeit zeichnete Frau Schlichter weiterhin mit Kohle oder Bleistift, so wie es Beruf und Haushalt zuließen. Im „Westfernsehen" sah sie dann einen Beitrag über Seidenmalerei und war fortan davon fasziniert. Doch die Seidenmalerei war in DDR-Zeiten nicht möglich. Nach der Wende kam der Hobbymalerin Veronika Schlichter dann einen Katalog über Seidenmalerei in die Hände, von der führenden Spezialistin für Seidenmalerei, Frau Patel-Mißfeldt, war. Von ihrer Technik, die Seide auf eine Glasplatte zu spannen und dann fast wie eine Leinwand zu bemalen, war Frau Schlichter gleich angetan und nach dem Besuch von Lehrgängen und Kursen gelangen ihr immer bessere Ergebnisse.

Veronika Schlichter probierte immer wieder neue Sachen aus, lernte aus Fehlern und mit dem Seidenmalen kam dann die Farbe in ihre Arbeiten, hatte sie doch vorher nur mit Zeichenkohle gearbeitet. „Man kann sagen es kam dann auch Farbe in mein Leben, und ich finde, dass auf keinem anderen Material die Farben so wirken wie auf Seide," sagt Frau Schlichter.

Nach den Lehrgängen und Kursen folgte der Schritt in die Selbständigkeit als Seidenmalerin. Da sie keine Fahrerlaubnis hatte, musste sie sich etwas einfallen lassen, wobei die Kunden zu ihr kommen. So entstand die Idee der Kreativwerkstatt. Frau Schlichter nahm an Ausstellungen teil, begann damit einen Bilderrahmen- und Passepartoutservice einzurichten, fertigte Auftragswerke und gab Seidenmalkurse, denn zu dieser Zeit war das Seidenmalen mehr gefragt, als das heute der Fall ist.

Besonders vielfältig empfand Veronika Schlichter die Erfahrungen, welche sie mit den Teilnehmern ihrer Kurse machte: „Von interessant bis schrecklich war alles dabei."

Es war für manche Teilnehmer eine ganz neue Erfahrung sich auf die Seidenmalerei einzulassen, bei der man nicht immer gleich jeden Schritt im Detail vorausplanen kann. In der heutigen hektischen und durchorganisierten Gesellschaft fiel es am Anfang so manchen Kursteilnehmern schwer, den Alltag auszublenden.

Oft hatte Frau Schlichter den Eindruck, dass die Teilnehmer froh waren, auch einmal über ihre Sorgen zu sprechen und sich ermutigt fühlten, sich ein eigenes Hobby zu suchen und dieses auszufüllen, auch zu leben und nicht nur zu funktionieren. So hat sie schon einmal versuchsweise ein und dasselbe Motiv am ersten Lehrgangstag und am letzten Lehrgangstag malen lassen. Die Teilnehmer wählten beim zweiten Mal ganz andere Farben als kurz nach ihrer Ankunft. Diese Wirkung der Farben auf die Stimmung der Menschen und umgekehrt regte Veronika Schlichter zur Teilnahme an weiteren Lehrgängen an, die sich mit der Wirkung der Farben auf uns Menschen befassen.

Aus diesen Erfahrungen heraus plant Veronika Schlichter ihre Mal- und Zeichenkurse im Sommer als dreitägige Veranstaltungen, denn: „Es dauert einen halben Tag, bis die Leute die Arbeit hinter sich lassen."

Als ihr Sohn Michael seine im ehemaligen Kuhstall eingerichtete Siebdruckerei verlegte, bot sich die Gelegenheit, das kleine Lädchen „Geschenkideen von Senf bis Seide“ einzurichten. Dank der Unterstützung durch ihren Mann, der die Ladenausstattung selbst baute, konnte auch dieses Vorhaben gelingen.

Heute findet man in dem kleinen Lädchen vielerlei Geschenkartikel, angefangen vom Kinder- oder Kochbuch, über Tee, englischer Seife, Honig und Bienenprodukten bis zu den im Ladennamen genannten Senf und Seidenbildern sind zu finden.

Zum Honig meint Frau Schlichter schmunzelnd: „Wer sich einmal mit Honig beschäftigt hat, bleibt eben immer dran kleben."

Da es auf dem Lande nicht so viele kulturelle Angebote gibt, kam Veronika Schlichter auf die Idee, kleine Vortrage anzubieten. Nach den zwei ersten Vorträgen über Honig und Farben, die Frau Schlichter selbst gestaltete, lud sie danach Referenten zu vielfältigen Themen ein, von Gesundheit bis Garten, oder wie sie es formuliert von „Hecksau bis Zeppelin".

Die Themen der Vorträge versucht Frau Schlichter so auszuwählen, dass es möglichst viele Leute interessieren könnte. Da man das nicht vorhersehen kann, bittet sie deshalb auch jedes Mal um eine Voranmeldung. Der Besucherandrang ist so unterschiedlich, wie die Vortragsthemen, mal muss ein Vortrag wegen zu geringem Interesse abgesagt werden, ein anderes Mal muss Veronika Schlichter den Interessenten absagen, weil ihre Platzkapazität nicht ausreicht.

Doch der vor kurzem stattgefundene 74. Vortrag zeigt, dass es keine „Schnapsidee" war.

„Vor zu großen Illusionen bewahrt mich auch mein Mann", meint dazu Frau Schlichter, „denn er ist nicht nur meine größte Hilfe, sondern auch Realist, der mich dann auch mal auf den Boden zurückholt."

Im September wird, sozusagen nach einer Sommerpause, die Vortragsreihe fortgesetzt. Über die Themen kann man sich u. a. im Veranstaltungskalender des Dorfkuriers informieren.

Manche Dinge ergeben sich aber auch von selbst, so wie der vorweihnachtliche Hofmarkt. Er war am Anfang nur als kleine Jahrestagsfeier der Geschäftseröffnung gedacht, als ein Aussteller gleich seinen Standplatz für das Folgejahr reservierte. Und so gab es im letzten Jahr bereits die 5. Ausgabe dieser vorweihnachtlichen Veranstaltung. Eine ebenso beliebte Veranstaltung ist die Pflanzentauschbörse, die in diesem Jahr am 17. Mai 2008 und am 11. Oktober 2008 stattfinden wird. Viele Leute mit einem großen Garten kommen zu der Tauschbörse, nicht nur um Pflanzen zu tauschen, sondern auch zum Erfahrungsaustausch. „Es kommen wahre Gartenexperten, bei denen der Besucher manchen guten Tipp erhält, auch wenn er selbst keine Pflanze zum Tauschen mitgebracht hat", versichert Frau Schlichter.

Gerade die Vorbereitung solcher größerer Veranstaltungen bedeutet viel Arbeit für Veronika Schlichter. Neben ihrem Mann wird sie dabei auch von den Nachbarn und Freunden aus der Kirchgasse unterstützt. „Hier in der Lippersdorfer Kirchgasse helfen sich alle Nachbarn untereinander und ohne diese Hilfe wäre vieles nicht zu schaffen", verrät Frau Schlichter. Trotz mancher Probleme und Schwierigkeiten, die sich nicht nur aus der dörflichen Lage ihrer Kreativwerkstatt und des Lädchens ergeben, will Veronika Schlichter weitermachen.

T. S. (März 2008)