Was sich eine Firma anhört, ist in Wirklichkeit eine lustige Truppe, die sich aus einigen Ottendorfer Einwohnern mit Sinn für Humor und alte Sitten und Bräuche zusammensetzt. Die Gründung dieser, nach den Worten des „Zeremonienmeisters“ Veit Tänzer, losen Vereinigung ergab sich aus einem feierlichen Anlass. Wie in anderen Dörfern auch, ist es in Ottendorf so Brauch, zu Hochzeiten und Hochzeitsjubiläen Fichten, oder je nach „Ansehen“ der Brautleute eine Ehrenpforte zu setzen. Als erste Amtshandlung der Fichtensetzer gehört dabei das „Ausmessen“ dazu. Erstens, um die Größe des Hoftores und somit die Größe der zu errichtenden Fichten bzw. Ehrenpforte zu bestimmen. Und zweitens, um die Getränkevorräte der Heiratswilligen bzw. Jubilare schon mal ein wenig zu erleichtern.
Als dann im Jahr 2000 ein bereits erfahrener Fichtensetzer den Schritt zum Traualtar wagen wollte, war seinen „Kollegen“ eins klar: das Ausmessen muss was Besonderes werden, da können wir nicht so einfach hin. Diese Idee war sozusagen die Geburtsstunde des „Schrägen Winkels“.
Gekleidet in schwarzen Anzügen mit Zylinder ging es los in Richtung Gänseanger. Statt der sonst üblichen 2 Männer kamen diesmal 8 Leute. Zu allem Überfluss fuhren die Vermesser auch noch mit einer Kutsche vor. Eigens für diese Ehrenpforte wurde extra ein Fichtenmaß angefertigt. Es trägt die die Größeneinteilungen Ente, Gans, kleine Fichte, 2 Meter und alles über zwei Meter wird als Maibaum bezeichnet. Was als einmalige Geschichte vorgesehen war, setzte sich in den Jahren fort, denn viele aus der Truppe der Fichtensetzer hatten selbst Hochzeitjubiläen und kamen dadurch natürlich auch in den Genuss, von dem Vermessungsunternehmen betreut zu werden. Mit der Zeit ist dessen Arbeit auch immer professioneller geworden, es wurden spezielle Posten vergeben und den Aufgaben entsprechend wird eine Uniform getragen, so wie zum Beispiel beim Absperren der Straße. Schließlich brauchen die Vermesser ja auch Platz. Es müssen Striche und Markierungen auf der Straße, an Toren und Mauern angebracht werden. Oft müssen von den „Kunden“ Dinge weggeräumt werden, die beim Ausmessen stören und so mancher Scherz fällt den „Unternehmern“ spontan noch ein. „Es kam auch schon vor, dass wir noch einmal ausmessen mussten, weil bei der ganzen Scherz-„Ausmesserei“ das richtige Maß verlorenging“, so Veit Tänzer. 
Nachdem sich die Auftritte der Vermesser erst innerhalb des Bekanntenkreises abspielten, sprach sich ihr professionelles und unterhaltsames Auftreten auch über Ottendorf hinaus herum. Es kamen neue Auftritte auch außerhalb des Heimatdorfes dazu, wie zum Beispiel zum Umzug während des Eineborner Ortsjubiläums. Weiterhin konnten sich die Hellborner über eine „ordentliche“ Abnahme ihrer neu errichteten Wanderhütte freuen, als sie diese feierlich einweihen wollten. Aber auch zur Abnahme eines neu gepflasterten Hofes wurde die Truppe angefordert. „Für die Veranstaltung habe ich mir von der ausführenden Firma einen Pflasterstein besorgt und den dann mit einer Messingplatte versehen. Diesen Schlussstein haben wir dann feierlich gesetzt, mit Nationalhymne und einem festlichen Zeremoniell“, berichtet Herr Tänzer mit Begeisterung. Man sieht ihm an, dass ihm die Einfälle wohl nicht ausgehen. So wie er jedes Jahr wieder aufs Neue zu Ostern und zu Weihnachten eine kleine Figurengruppe in seinem Vorgarten gestaltet, sehr zur Freude besonders der kleinen Einwohner von Ottendorf.
Wenn die Spaßmacher vom Schrägen Winkel einmal personelle Engpässe haben, arbeiten sie eng mit der Ottendorfer Frühschoppengesellschaft zusammen, einer zweiten „losen Vereinigung“, wie „Vermesser“ Harry Blumentritt bestätigt. Dass es sogar noch mehr kleine Gruppen gibt, die sich regelmäßig im Jahr zu verschiedenen Anlässen treffen, verrät er auch noch. In diesem Jahr sollte nun das 10jährige Hochzeitsjubiläum des „ersten Kunden“ gebührend begangen werden, doch viele Mitglieder des Unternehmens sin bei den Vorbereitungen zur 825-Jahr-Feier schon stark eingebunden. So ist Harry Blumentritt dabei, eine Fotoausstellung mit historischen und aktuellen Fotos und einen Dia-Vortrag vorzubereiten. Außerdem es gibt noch die Anfrage eines Silberhochzeitspaares. Es gibt also auch in der heutigen Krisenzeit viel zu tun für das Vermassungsunternehmen. Neben dem Spaß und der Freude, die sie Anderen bereiten, sorgen die Männer um Veit Tänzer und Harry Blumentritt auch dafür, dass der Brauch des Fichten- oder Ehrenpfortensetzens nicht in Vergessenheit gerät. (T.S. Juni 2010)
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