RSV Rederberch Erdmannsdorf
Am 18. Oktober 2014 findet in Erdmannsdorf wieder der Superhill des RSV Rederberch statt. Sicherlich wird sich so mancher Besucher oder Einwohner der Tälerdörfer schon einmal gewundert haben, was es damit auf sich hat. Der Radsportverein "Rederberch" wurde 2006 von jungen Leuten, die vorwiegend aus den Tälerdörfern kamen, gegründet. Bereits einige Jahre davor begannen Benjamin Herold und Markus Mönch aus Erdmannsdorf damit, in ihrer Freizeit ihre Mountainbikes in den Wäldern um ihr Heimatdorf auszutesten.  Das Gelände auf dem Rödaer Berg war am geeignetsten und außerdem für die Jugendlichen Hobby-Biker schnell zu erreichen. Nach und nach bauten sich die jungen Leute, die sich anfangs zu viert oder zu fünft trafen, dort eine eigene Rennstrecke auf : Sprunghügel, Steilkurven und schmale Wege wurden angelegt bzw. in vorhandene Geländeprofile integriert. Bald sprach es sich unter den Mountainbike-Fans im Holzland herum, dass es in Erdmannsdorf eine "coole" Rennstrecke für Geländefahrräder im Wald gibt. Als ein glücklicher Umstand stellte sich die Eigentumsfrage des "Rederberch", wie ihn die Einheimischen mundartlich nennen, heraus: er gehörte zum Teil der Familie von Benjamin Herold. "Als wir erweitern wollten, hatten wir mit unserem Waldnachbarn Herrn Rosenkranz ebenfalls Glück, denn er unterstützte unser Vorhaben", so Benjamin Herold. Auch sportlich entwickelten sich die Fahrer weiter. Am Anfang nutzten sie die Rennstrecke im Wald für "Cross-Country" (frei übersetzt querfeldein durchs Gelände). Dabei werden Runden gefahren und die Zeiten gewertet. Dann entdeckten die Biker um Benjamin Herold das Downhill-Racing (Bergab-Rennen) für sich. "Es ist so ähnlich wie beim Abfahrtslauf auf Skiern", erklärt Benjamin Herold, "man muss so schnell wie möglich auf einer abgesteckten Strecke den Berg hinunterfahren ins Ziel." Vereinsvorstandsmitglied Sebastian Gruber fügt hinzu:"Der Fahrer muss aber auf bzw. mit seinem Fahrrad und seiner vollständigen Ausrüstung über die Ziellinie kommen, so schreiben es die Regeln vor."
Sebastian Gruber und Benjamin Herold
Für die Downhill-Fahrten empfiehlt es sich, geeignete Fahrräder zu benutzen. Die mittlerweile von den Sportlern des RSV Rederberch benutzten Spezial-Mountainbikes haben einen extra verstärkten Rahmen, sie sind voll gefedert mit einem Federweg von bis zu 200mm, breitere Reifen und hydraulische Scheibenbremsen. Vorzugsweise wird auch viel Karbon verbaut. Neben einer steiler stehenden Lenkergabel fällt das aktuell verwendete Modell von Sebastian Herold durch einen hydraulisch höhenverstellbaren Sattel auf. so kann er während des Rennens die Sitzposition je nach Gelände anpassen. Das erste offizielle Rennen auf dem "Rederberch" fand 2002 und wurde wie heute auch noch als "offenes" Rennen veranstaltet. Nachdem die Veranstaltung immer größer wurde und sich die aktiven Fahrer im Verein auch bei anderen Rennen messen wollten, wurde die Gründung eines Vereins beschlossen. Nun war es möglich Rennlizenzen zu beantragen. Aber auch die Anwerbung von Sponsoren und fördernden Mitgliedern war nun möglich. Der Vorstand des RSV Rederberch mit seien derzeit 40 Mitgliedern besteht aus Rene Schwarze, Benjamin Herold, Sebastian Gruber und dem Vorsitzenden Robin Wöllner. Die Aktiven des Vereins kommen dabei nicht mehr nur aus der Tälerregion, sondern inzwischen aus ganz Deutschland. Ebenso bei Rennen in ganz Deutschland und darüber hinaus ist das Rederberch Team vertreten und kann dabei schon auf viele Erfolge verweisen. Als 4-fache Deutsche Meisterin ist Harriet Rücknagel aus Kleineutersdorf (bei Kahla) sozusagen das "Zugpferd" des Vereins. Aber auch Benjamin Herold konnte dieses Jahr die Bronze Medaille bei der Downhill DM holen. Des weiteren konnte er dieses Jahr 2 Europa Cup Rennen und ein Deutschland Cup gewinnen. Und im MTB Enduro fuhr er in der Gesamtwertung der Fahrer über 30 Jahre auf den 2. Platz. Auf erfolgreiche Rennen kann auch Tommy Herrmann aus Lippersdorf bereits zurückblicken. Dank der Unterstützung von Sponsoren und der guten Kontakte zu Ausrüstern und Veranstaltern kämpfen einige Fahrer auch weltweit bei Downhill-Rennen um die bestmöglichen Plätze. So ist zum Beispiel Tim Schüssler aus Großhelmsdorf nicht nur Deutscher Meister in der Juniorenklasse, sondern im August seinen ersten Weltcup und konnte sich auch gleich für das Finale qualifizieren! Neben dem Down-Hill treten die Radsportler auch noch beim Mountainbike Enduro an. Dabei gilt es eine größere Runde (ca. 30km) zu fahren, auf der es ähnlich wie beim Rallye-Sport, Wertungsprüfungen gibt. Die einzelnen Zeiten werden dann zusammengezählt. Im Unterschied zur Downhill-Strecke, auf der vor dem Wettkampf trainiert werden kann, darf der Enduro-Rundkurs nur ein Mal abgefahren werden, man fährt diesen sozusagen "auf Sicht". Auch wenn es die Radsportler um Benjamin Herold in die ganze Welt wie nach Neuseeland, die Schweiz, Italien oder sogar in die USA führen, bleiben sie doch ihrer Heimat verbunden. Neben der Rennstrecke "Rederberch", die auch radsportbegeisterten Nichtmitgliedern offensteht (entsprechendes "Equipment" vorausgesetzt), haben die Vereinsmitglieder in Eigenleistung in Erdmannsdorf einen "Dirt Park" eingerichtet. Auf diesem "schmutzigen" Park mit Hügeln aus Erde kann jeder BMX- oder Mountainbiker seine Runden drehen oder Sprünge ausprobieren. Ein "Pump-Track" ergänzt die Anlage. Dieses ist ein kleiner Rundkurs aus Bodenwellen, der ohne zu treten bewältigt werden soll. Die zum Vorwärtskommen nötigen Bewegungen erinnern an das Bedienen einer Luftpumpe und geben dem Kurs seinen Namen. An den zwei Rampen, mit denen Anlauf genommen wird, erkennt jeder Autofahrer die Anlage am Ortseingang von Erdmannsdorf. "Interessenten sind stets willkommen, wir sind offen für aktive Mitglieder und Fahrer", bekräftigt Benjamin Herold und ergänzt schmunzelnd, dass seine Vereinskollegen auf dem Fahrrad und an der Schaufel gefordert sind um diese Anlage und ihre Strecke zu unterhalten bzw. zu pflegen: "Es ist ein bisschen wie Gärtnern." In der Zukunft möchte der RSV Rederberch das Mountainbike-Fahren in der Region bekannter machen und Leute mehr für den Radsport begeistern. Um das zu erreichen soll es eines Tage einen Mountainbike-Park geben, eine Art von "Skigebiet" für Radfahrer. Dort kann dann "Jedermann" auf Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden durch den Wald und das Gelände fahren. Einen solchen Park gibt es zum Beispiel schon in Sachsen und dieser wird sehr gut besucht. Wenn es in unserer schönen Gegend einen solchen Park geben würde, wäre das sicherlich eine touristische Attraktion und würde sicherlich auch von Einheimischen gern genutzt.
Nachtrag: Benjamin Herold wird Sportler des Jahres im Saale-Holzland-Kreis
T.S. September 2014
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