„So enorm viel getan hat sich nicht in den letzten Jahren, seit dem letzten Besuch des Dorfkurier hier in Rattelsdorf“, sagt der neue Bürgermeister Hartmut Fuchs. Er übernahm das Amt im Juli vergangenen Jahres von Jürgen Meinhardt, dem er Dank für seine bis dato geleistete Arbeit als Bürgermeister ausspricht, wie er überhaupt allen Einwohnern der kleinen Gemeinde dankt. „Wir machen hier alles selbst, da die Gemeinde kein Geld hat. Das beginnt bei der Grasmahd, geht über die Spielplatzpflege und endet bei der Straßenpflege. Wenn irgend etwas ist, wie zuletzt das Unwetter mit starkem Hagel, da stehen die Einwohner am kommenden Tag parat, um das Ortsbild so schnell es geht wieder herzurichten. Und dabei wird eben nicht nur vor der eigenen Haustür gekehrt“, lobt Hartmut Fuchs das Engagement der 76 Rattelsdorfer Einwohner.
Das Ortsbild wird nicht nurvon den beiden Dorfteichen und den Dorflinden, sondern auch von liebevoll gestalteten Fassaden geprägt. Dass das kleine Dorf bereits mehr als 605 Jahre als ist, sieht man ihm nicht an. Die gesamte Dorfstraße ist asphaltiert – bereits 1993/1994 wie der Bürgermeister erzählt – doch noch immer bestens in Schuss. Nicht so die Zufahrt aus den Tälern her. Doch dies steht auf einem anderen Blatt. Jene Dorfstraße avanciert seit 2012 jährlich im September zum Prachtboulevard der Traktoren und hebt Rattelsdorf damit um ein vielfaches gegenüber anderen Treffpunkten von Traktorenfreunden heraus.
Auf Initiative von Traktorenfreunden unterschiedlichsten Alters luden die Schlepperfreunde Seitentäler, wie sich die Enthusiasten nennen, 2012 erstmals zum Traktorentreffen nach Rattelsdorf ein. Mit großem Erfolg. Das Ambiente, das gepflegte Dorf,passte ebenso, wie das gesamte Drumherum. So suchten sich die Veranstalter ein Thema aus, welches im Mittelpunkt stand und drapierten die entsprechende Technik dazu. Vom Kartoffelanbau, über die Heuernte, den Getreideanbau – besonders die Getreideernte – und vieles mehr suchten die Verantwortlichen diverse Utensilien aus längst vergessenen Zeiten sowie das Neueste vom Markt zusammen und boten den Zuschauern einen umfassenden Überblick über die Arbeitenin der Landwirtschaft im Wandel der Zeit. Dass natürlich die Traktoren, vom teuersten Kaufexemplar bis zur Marke Eigenbau, alle willkommen waren und auch in diesem Jahr wieder willkommen sind, steht außer Frage. Diese Maschinen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit. Es fand in den vergangenen Jahren jedes ausgestellte Exemplar interessierte Fans. Dass eine Erntekrone, der Autokran von Schwerlast Weise zum Verändern der Perspektive der Besucher oder Hubschrauberrundflüge über die Schau (2016) besondere Highlights waren, erwähnt Mitorganisator Eitel Metzler nur zu gern. In diesem Jahr dreht sich alles um die Hauswirtschaft auf dem Lande. Dieses Thema bietet genügend Spielraum, die Scheunen nochmals zu durchforsten, dem Verfall geweihte Dinge eventuell doch noch zu retten. Natürlich lockt das Traktorziehen einmal mehr die kräftigsten Männer (und vielleicht auch die eine oder andere Frau) an den Start. Hervorzuheben ist, dass zur Traktorenschau in Rattelsdorf nicht nur eine umfassende Versorgung gewährleistet ist, sondern auch dass der Eintritt frei ist. Bereits am Sonnabendabend (09.09.) laden die Schlepperfreunde zum Tanz. Am 10. September tuckern dann die Traktoren, zumeist den Berg von Weißbach kommend hinauf, doch einige kommen auch über den anderen Berg aus Richtung Meusebach. Dieses Highlight in Rattelsdorf wird von den Bewohnern wohlwollend aufgenommen, berichtet der Bürgermeister. In diesem Jahr soll es sogar offene Höfe geben, so dass sich die Besucher – im Vorjahr waren es über 2000 – noch genauer im Ort umschauen können. Gemeinsam mit dem Gemeinderat, dem Manuel Rentsch, Katrin Güttig, Olaf Spieler, Diedrich Tonndorf und Frank Siegert angehören, will der Bürgermeister auch in den kommenden Jahren das Dorf lebenswert halten. So sind derzeit Lottomittel für die Anschaffung eine Wippe für den Spielplatz beantragt. Doch auch ein neues kleines Dorffest wächst heran, wie Hartmut Fuchs erzählt. „Zu Himmelfahrt haben wir am Feuerwehrhaus den Rost angeworfen, hatten einige Getränke da und nahezu alle Rattelsdorfer kamen, vom Kleinstkind (10 Monate) bis zur ältesten Einwohnerin, der 97-jährigen Erika Müller. Das werden wir im kommenden Jahr wieder so machen, so kommen die Einwohner mal wieder alle zusammen. Auch die Andacht in der Kirche am Heiligabend um 22.30 Uhr lockte viele Rattelsdorfer noch mal aus dem Haus. Ebenso wie zahlreiche weitere Besucher aus den umliegenden Dörfern. Auch dies wird ganz sicher zu einer festen Tradition im Ort werden. Logisch, dass hierbei Glühwein und Weihnachtsmann nicht fehlen dürfen“, sagt Hartmut Fuchs. Als eine wichtige Errungenschaft bezeichnet der Bürgermeister den sanierten Weg in Richtung Meusebach. Dieser wurde nach dem Unwetter 2013, bei dem es landesweit zu Hochwasserschäden zu vermelden gab, stark in Mitleidenschaft gezogen. 2015 gelang es, hier endlich die Schäden zu beseitigen. Eine weitere Tradition entwickelt sich seit 2016. Kurz vor Ostern wurde unter der Leitung von Silvia Schuster eine Osterkrone angefertigt und angebracht.
Dies fand in diesem Jahr seine Fortsetzung. Bereits 2015 banden die Frauen die Erntekrone, welche zum Traktorentreffen zweifellos ein echter Hingucker war. Dass die Feuerwehr heute 12 aktive Kameraden aufweist, aber ehemals auch zweimal Ausrichter des Feuerwehrausscheides im Löschangriff war, möchte Hartmut Fuchs gar nicht so laut sagen. „Uns fehlt der Nachwuchs. Wie eigentlich überall“. Wobei dies wiederum ein zweischneidiges Schwert ist. Einerseits freut sich die Gemeinde über Nachwuchs bzw. junge Leute im Ort, andererseits belasten die Ausgaben für die Kindergartengebühren die Gemeindekasse nicht unwesentlich. Ein Problem, welches alle anderen Gemeinden auch kennen. (V. Höntsch, Juni 2017)
|