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Verwaltungsgemeinschaft Hügelland-Täler

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Weißbach - willkommen in den Seitentälern

Auf der Straße von Tröbnitz aus in die Tälerdörfer befindet sich zwischen Erdmannsdorf und Lippersdorf die „Linde am Rundteil“, die den Abzweig der Straße in die sogenannten Seitentäler markiert. Als ersten Ort in diese Richtung erreicht man Weißbach.
 Die Gemeinde Weißbach, in der heute um die 186 Einwohner leben, wurde im Jahre 1072 erstmalig erwähnt in einer Urkunde über die Grenzen des Orlagaues.Von 1429 bis 1753 wurden die Herren von Meusebach mit Gütern und Zinsen in Weißbach belehnt. Doch nicht nur in den alten Urkunden haben die Herren von Meusebach ihre Spuren in bzw. um Weißbach hinterlassen.
So erhielt der Herzog Ernst der Fromme im Jahre 1672 die Nachricht, das Liebmann von Meusebach „auf seinem Anteil zu Ottendorf ein absonderlich Gebäude gesetzt und befestigt haben soll, welches das rote Vorwerk genannt wird“. Das heute noch existierende Rothvorwerk wurde in den letzten Jahren von den jetzigen Besitzern liebevoll restauriert und als Feriendomizil vermietet. Eine ganz besonderes Erlebnis wird mit dem „Schlafen im Heu“ angeboten. 

Die Kirche von Weißbach wird im Jahre 1698 erwähnt. In diesem Jahr wurde die Mauer des Kirchenschiffs erhöht und eine erhebliche Reparatur vorgenommen, wobei sich der Kirchenpatron Albrecht von Meusebach an den Kosten beteiligte.

Im Jahre 1776 kommt es zum Weißbacher Brudermord, einem Ereignis, dass in der Gegend um Stadtroda viel Aufsehen erregt.  

Nach einem Bericht des Weißbachers Johann Friedrich Georg Vogel kamen im Jahre 1806 die französischen Soldaten nach einer Schlacht bei Saalfeld  mit einer ganzen Wagenburg durch Weißbach. Sie plünderten das Dorf drei Tage und schlachteten in der Zeit 53 Schweine, 7 Rinder, 3 Schock Gänse und die Hühner im ganzen Dorf. 

Am 31. Oktober 1817 wird der 300. Jahrestag der Reformation in Weißbach mit einem dreitägigem Jubelfest gefeiert.

Im Jahr 1820 wird von einer Viehseuche  im Lande berichtet: „da das Vieh dicke Beine und Blasen auf der Zunge kriegte“. Nach einer großen Hitze im Sommer 1822 gab es im Winter eine Wasserknappheit. Im Revolutionsjahre 1848 bewaffneten sich die Leute in vielen Orten mit Steinen und dergleichen. In Weißbach wurde sogar mit einer Kanone exzerziert. 

Die Brücke über die Weißbach an der Grenze der Weißbacher Flur wurde 1859 gebaut, die Steine hierzu wurden am Viehgraben gebrochen. Ebenfalls mit diesen Steinen wurde die Furtbrücke gebaut, die im Frühjahr 1860 erstmals befahren werden konnte.  

Von 1863 bis 1864 wird die Straße nach Weißbach von Lippersdorf aus bis an die Flurgrenze gebaut, im Jahre 1868 gepflastert und dann 1870 von der Gemeinde Weißbach bis ins Dorf weitergebaut. Die Parochie Lippersdorf bildet mit den Parochien Bremsnitz und Karlsdorf 1875 ein Standesamt in Weißbach.

 Die Kirche Weißbach wird 1878 erneuert. Der Rundbogen im Schiff wurde weggenommen und dafür  zwei eiserne Träger eingesetzt und unterhalb derselben zwei Gipskapitäle eingesetzt. Das Schiff wurde der Orgel wegen um 50 cm erhöht und in die Nordfront wurden 3 Fenster gebrochen.

 Die Besitzer Riedel, Schmidt, Öhler, Krause und Faulwetter bauen 1880 im Dorf eine Brücke über die Weißbach.

Der im Jahre 1867 auf dem Platz des abgerissenem Rittergutes errichtete Gasthof wird 1905 an die Gemeinde Weißbach verkauft.  

Nachdem schon 1905 der Blitz in den Thienemannschen Stall auf dem Rothvorwerk eingeschlagen hatte, traf 1906 ein zündender Blitz das Stallgebäude des gleichen Besitzers und äscherte, bis auf die Wohnhäuser, sämtliche Gebäude ein.  

Am 19.Januar 1910 wurde ein Frauenverein für Krankenpflege für den ganzen Amtsbezirk Weißbach gegründet, dem zum Ende des Jahres bereits 86 Mitglieder angehörten.  

Am 20. Juli 1917 musste Weißbach seine große Kirchenglocke von 1733 für Kriegszwecke abliefern. Am 1. Weihnachtsfeiertag 1924 wurde dann die neue Glocke als Ersatz geweiht, welche von der politischen Gemeinde Weißbach in Auftrag gegeben wurde.  

I m Jahre 1938 wird mit dem Bau eines Jugendheimes auf der ehemaligen Baumannschen Hausstätte begonnen. Am 18. Januar 1948 wird die neue Schule eingeweiht, die durch den Umbau des  ursprünglichen Jugendheimes entstand. Schüler aus Weißbach, Rattelsdorf und Karlsdorf besuchen die Schule in Weißbach,  bis diese dann 1980 nach Ottendorf verlegt wird. Von da an zieht der Kindergarten in das Gebäude ein, der sich auch heute noch dort befindet. 

Ein genossenschaftliches Lager für Düngemittel und landwirtschaftliche Bedarfsgüter (Raiffeisenlager) wird 1940 gebaut.

Im Oberstock des Lagerhauses der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft wird 1953 eine Landambulanz eingerichtet. Ein neu erbauter Kindergarten bei der Schule wird 1955 eingeweiht. Durch die Erweiterung des Kindergartengebäudes 1960 kann eine Kindergrippe eingerichtet werden.  

Ein besonderes Ereignis für die Weißbacher war die Einweihung eines Landwarenhauses im Jahre 1958. Als beispielgebendes Landwarenhaus in der DDR gab es dort neben Lebensmitteln, oder wie es früher hieß „Waren des täglichen Bedarf“, auch Textilien, Möbel, Haushaltswaren und Fahrzeuge. In dem Gebäude befand sich dann bis ins Jahr 2000 ein Konsum. Ein Teil des Gebäudes wurde bis 1990 als Gemeindebüro genutzt. 

Die Weißbacher Kirche wurde 1981 wiederum saniert. Die Beschieferung des Turmes wurde erneuert. Leider geschah dies nicht fachmännisch, denn die gleichen Arbeiten mussten 2005 noch einmal ausgeführt werden, wobei auch beschädigte Balken ausgewechselt werden mussten und neben der Holzschalung auch das Schieferdach des Kirchturmes erneuert wurden. 

Die Landwirtschaft prägte seit je her die Geschichte und die Geschicke des Ortes Weißbach und der anderen „Seitentäler“.

Auch in Weißbach gingen die politisch gesteuerten Entwicklungen in der Landwirtschaft während der Nachkriegszeit nicht spurlos vorbei.

So gründeten drei größere landwirtschaftliche Betriebe 1952 eine LPG, die schon ein Jahr später aufgelöst wurde.

Im Laufe der Jahre kam es dann zu mehreren Umbildungen, die 1972 zum Zusammenschluss der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften von Karlsdorf, Rattelsdorf und Bremsnitz, sowie letztendlich zur Umwandlung in eine LPG Typ III (gemeinsame Bewirtschaftung von Feld, Wald und Wiesen) im Juli 1975 führten, die dann bis 1989 so Bestand hatte.  

Nach der Wende wurde die Umwandlung in die Agrargenossenschaft Weißbach e. G. vorgenommen, welche nun die Felder und Wiesen bewirtschaftet. Über die Tälerdörfer hinaus bekannt ist sie durch ihre Fleischverkaufsstelle im Mehrzweckgebäude der Agrargenossenschaft. In der eigenen Fleischerei erfolgt die Vermarktung des von der Aufzucht  bis zur Schlachtreife selbst produzierten Schweine- und Rinderfleisches.

Neben der Fleischverkaufsstelle befinden sich in dem Gebäude auch noch eine Filiale der Raiffeisenbank und des Landhandels Hopp, die Gaststätte Weißbachtal und ein großer Saal, der unter anderem zur Rentnerweihnachtsfeier genutzt wird.

Die ehemals von der LPG bewirtschaftete Wälder wurden den Eigentümern wieder zurückgegeben und werden durch die 1993 neu gegründete Forstbetriebsgemeinschaft bewirtschaftet. Diese konnte durch die Nutzung von Förderprogrammen zur Stärkung des ländlichen Raumes viele Kilometer Waldwege in Richtung Bremsnitz, Burkersdorf Rattelsdorf und Meusebach erneuern.

 Im Rahmen dieses Förderprogramms konnte auch die Verbindungsstraße zum Rothvorwerk Grundhaft ausgebaut werden und die Gemeinde Weißbach konnte neben dem Bau eines Spielplatzes im Jahr 2000 auch noch die vollständige Sanierung des Kindergartengebäudes und des Gemeindehauses realisieren. Und wer die vielen schmucken Fachwerkhäuser entlang der Dorfstraße von Weißbach sieht, erkennt auch die Bemühungen der Einwohner um die Verschönerung ihres Ortes. So investierte nicht nur die Gemeinde in die Erhaltung ihrer Gebäude, sondern auch viele Privatpersonen bemühen sich um die Erhaltung ihrer historischen Gebäude, die für unsere Dörfer so charakteristisch sind.

Konrad Breitschuh, Bürgermeister der Gemeinde Weißbach

Torsten Schwarz (unter der Verwendung der „Chronik für Weißbach“ von Pfarrer Dies)

Die Mandolinengruppe Weißbach

Wenn sich in unseren Dörfern die älteren Einwohner über ihre Erlebnisse aus „Jugendzeit“ unterhalten, kann man immer wieder erstaunliche oder interessante Dinge erfahren. So kann zum Beispiel Frau Hoyer aus Weißbach von der Winterzeit  in den 1950er Jahre  berichten. Mandolinengruppe

Der damalige Schulleiter der Weißbacher Schule, Kurt Herold, gründete in Weißbach einen Gesangsverein, dem schon bald um die 30 Mitglieder angehörten. „Das war für uns eine schöne Zeit, den schließlich gab es noch kein Fernsehen!“, sagt Frau Hoyer. Mitglieder aus dem Chor bildeten dann  bald eine Mandolinengruppe, die mit ihren 10 Instrumentalisten die Sänger ergänzten. Das alte Foto zeigt den Chor mit der Mandolinengruppe bei der Einweihung des Weißbacher Kindergartens  am 8. Mai 1955.  Da es kaum Notenmaterial gab, schrieb Kurt Herold viele kleine Musikstücke selbst. „Die waren dann unserem Können entsprechend“, meint Frau Hoyer schmunzelnd. Die Chorkleidung wurde selbst angefertigt, für die Frauen ein Dirndl und die Männer der Musikgruppe trugen bei den Auftritten blaue Westen.

Ab 1955 veranstaltete die musikalische Truppe dann erstmalig in den Wintermonaten einen Heimatabend. Da es im Winter auf dem Land dann doch etwas ruhiger zuging, nutzten die Künstler die Zeit um auch noch ein Theaterstück einzuüben, welches dann an den besagten Heimatabenden aufgeführt wurde und diese zu einer Veranstaltung mit Musik, Chorgesang und Theater werden ließ.

 Die Stücke stammten wiederum zum Teil aus der Feder Kurt Herolds. Während das erste Stück „Unter der Dorflinde“ den Ablauf eines Tages im Dorfleben beschrieb, hieß das zweite Stück „Zum roten Ochsen“. Es war ein Schwank, der in einer Gaststube spielte. Ein weiteres Theaterstück war dann noch „Das Klinghäusel“, welches von einer musikalischen Familie handelte. So wurden den zahlreichen Besuchern der Heimatabende nicht nur volkstümliche Lieder und Musikstücke, sondern auch noch kleine Theaterstücke vorgeführt, die natürlich in Mundart gesprochen wurden. Die Abende verliefen so erfolgreich, dass es auch Auftritte in anderen Tälerdörfern, wie in Lippersdorf oder in Eineborn gab. Doch dann löste sich der Chor auf und es war erst einmal vorbei mit den Heimatabenden.

 Die Musikgruppe  jedoch lebte in den 1960er Jahren noch einmal auf und spielte zu den Rentnerweihnachtsfeiern auf. Neben den volkstümlichen  Liedern und Musikstücken wurden auch Gedichte und kleine Stücke in Mundart vorgetragen, wie zum Beispiel das „Federnschliesen um 1910“ von Werner Peukert, welches sicherlich vielen bekannt ist.  Leider gab es dann die Musikgruppe nach einigen Jahren auch nicht mehr und von den Mitgliedern auf dem Foto leben nur noch wenige. Frau Hoyer erinnert sich gern an die Zeiten mit der Mandolinengruppe und dem Gesangsverein, weil  viel gemeinsam unternommen wurde und es während der Proben und Auftritte viel zu lachen gab.

T. Schwarz (Januar 2006)