Ortsgeschichte Rausdorf
Die Gemeinde Rausdorf gehört mit ihren 200 Einwohnern zu den kleineren Orten in der Verwaltungsgemeinschaft Hügelland/Täler. In ihrer geschichtlichen Entwicklung geht die Gemeinde Rausdorf wahrscheinlich auf eine slawische Siedlung zurück. Urkundlich erstmalig erwähnt wird im Jahre 1378 ein Ruwinsdorf. In den darauf folgenden Jahren wandelte sich der Name von Ruwersdorf (1447-57) über Rauersdorf (1516) in Rausdorf (seit 1529) um.
Das Vorwerk war Sitz eines Holt von Ruwinsdorf und wurde später zu einem Rittergut und nachfolgend zu einem Schloss ausgebaut. Im Jahre 1944 wurde dieses an die Stadt Berlin verkauft und bis 1996 in wechselnder Trägerschaft als Kinderheim genutzt. Der denkmalgeschützte Park, das Freibad, die Turnhalle, die Schule und das eigentliche Schloß mit Nebengebäude stehen seitdem zum Verkauf. Die Bemühungen der Gemeinde um den Erwerb einzelner Teile scheiterten am Verkaufspreis.
Der bauliche Zustand der Kirche verschlechterte sich nach Auflösung der Kirchengemeinde Rausdorf zusehends. Durch die Initiative engagierter Einwohner, des Kirchenkunstvereins Stadtroda und der politischen Gemeinde Rausdorf gibt es berechtigte Hoffnungen zum Erhalt der Kirche. So konnte das Dach gedeckt und der Kirchturm neu errichtet werden. Der Friedhof wurde von der politischen Gemeinde übernommen.
Seit 1990 wurden über 1 Mio. € in Bauvorhaben investiert. War die erste Aufgabe eine befestigte Zufahrt zum Wohnstandort „Alte Höhe“ und die Errichtung eines Kinderspielplatzes, kamen später Investitionen für die Feuerwehr, die Straßenbeleuchtung und den Wasserleitungsbau mit Pumpstation und Hochbehälter hinzu. Die rückläufige Einwohnerzahl (1991 – 122 Einwohner) veranlasste die Gemeinde Rausdorf ein größeres Wohnbaugebiet am Lindenberg auszuweisen.
Die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Thüringen ermöglichte es der Gemeinde, grundlegende Veränderungen in der Infrastruktur des Ortes vorzunehmen. Eine Sport- und Freizeitanlage am Ortsrand entstand, die mit einem zünftigen Dorffest eingeweiht wurde. Leider haben die Rausdorfer Kicker knapp gegen die Traditionsmannschaft des FC Carl Zeiss Jena e.V. verloren.
Der Ort wurde durch Gehwege, Grünanlagen und Parkplätze vollkommen neu gestaltet. Ein Dorfgemeinschaftshaus aus einer alten Scheune entstand und wird von den Einwohnern zu verschiedenen Anlässen genutzt.
Im dörflichen Leben sind die Ortsgruppe der Volkssolidarität, der Sportverein und die FFW Rausdorf besonders aktiv und prägen es durch vielfältige Veranstaltungen, wie das traditionelle Maibaumsetzen, Sportfest und die Seniorenweihnachtsfeier.
Hans-Heinrich Tamme Bürgermeister
In Rausdorf nachgeschaut
In der Gemeindevorstellungsreihe des Dorfkuriers wurde es in diesem Jahr wieder einmal Zeit, in Rausdorf vorbeizuschauen. Der Termin mit Bürgermeister Hans-Herinrich Tamme war glücklich gewählt, denn er konnte für den nächsten Tag die Frauentagsfeier seiner Ortsgruppe der Volkssolidarität ankündigen. Wer sich als uneingeweihter Bürger vorstellt, dass es sich dabei um eine Truppe unternehmungslustiger Senioren handelt, der ist nicht gut genug informiert. Denn die Rausdorfer haben eine Volkssolidarität-Ortsgruppe, deren Mitglieder längst noch nicht alle das Rentenalter erreicht haben. „Wir haben unter unseren Mitgliedern auch jüngere Frauen, die gern mitarbeiten und mithelfen“, berichtet Frau Tamme, seit 1982 die „Chefin“, während sie die Kaffeetafel für die kleine, aber feine Frauentagsnachfeier vorbereitet. Nach und nach treffen die Frauen ein und freuen sich, einerseits über den leckeren Kuchen und außerdem über die Gelegenheit, sich wieder einmal zu treffen und miteinander zu schwatzen. Und auch hierbei zeigt sich, dass es Zeit wird, wieder einmal etwas über Rausdorf zu berichten. „Ich dachte schon, die haben Rausdorf vergessen“, sagte gleich eine Rausdorferin, als mich Frau Tamme vorgestellt hatte. (Alle Leser seien versichert, dass auch alle VG-Gemeinden an die Reihe kommen.) Doch neben den Helfern der Ortsgruppe der Volkssolidarität gibt es noch mehr ehrenamtlich wirkende Rausdorfer in der 180 Einwohner zählenden Gemeinde. „Den größten Zuwachs haben derzeit die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr“, freut sich Bürgermeister Tamme, während er gleich mit zwei neuen Aufnahmeanträgen winkt. Er kann sich auf eine schlagkräftige Truppe von 19 aktiven Kameraden verlassen. Der sehr aktive Rausdorfer Ortbrandmeister Dietmar Michel organisiert regelmäßig im Monat eine Übung und das Interesse an der Freiwilligen Feuerwehr auch bei der Jugend zeigt, dass die Kameraden ihre Sache gut machen und ernst nehmen. Die Gemeinde konnte im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten die Ausstattung und Ausrüstung der Feuerwehr nach und nach verbessern. Davon zeugen das vorhandene Kleinlöschfahrzeug und eine recht gute technische Ausstattung. Derzeit kümmert sich die Gemeinde um die Umstellung der Einsatzschutzkleidung für die Kameraden, was einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand bedeutet, wie Bürgermeister Tamme versichert. 
Doch an finanzielle Kraftakte ist der nun schon über 20 Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister tätige Rausdorfer gewöhnt. Gerade in diesem Jahr findet die größte Investition in die Zukunft Rausdorfs seinen Abschluss: das Wohngebiet „Am Lindenberg“, welches 1992 erstmals beplant wurde, wird in diesem Jahr vollständig bebaut sein. Nachdem 2010 ganze 10 neue Häuser errichtet wurden, bleiben noch 3 Baugrundstücke für 2011 übrig. Obwohl es zwischenzeitlich bei der Realisierung des Baugebietes kleine und größere Probleme u.a. mit dem Bauträger gab, ist Bürgermeister Tamme doppelt stolz auf das Erreichte. Daneben plant die Gemeinde die Erneuerung der Oberflächen der Gemeindestraßen. In welchen Umfang die Maßnahme in 2011 ausgeführt werden kann, hängt von dem Ergebnis der Ausschreibungen ab. Je nach Finanzlage werden dann die einzelnen Straßenabschnitte in die Kur genommen. Geplant werden soll auch, eine Gehwegerweiterung inklusive Straßenbeleuchtung in Richtung Baugebiet, deren Realisierung von den zu bewältigenden Kosten abhängt. Sorgen bereitet der Gemeinde die Kreisstraße, die durch den Ort führt. Der Straßenbaulastträger, der Saale – Holzland - Kreis, ist hier dringend gefordert Werterhaltungsmaßnahmen durchzuführen, zumal ja diese Straße immer wieder als Umleitungsstrecke fungiert. Ein großes Vorhaben ist die Breitbandversorgung in der Gemeinde. Hier warten wir auf den Fördermittelbescheid, um mit dem auf 90000,-Euro bezifferten Bau zu beginnen.
Wer durch Rausdorf fährt, dem fällt sicherlich gleich der neu verputzte Giebel der kleinen Rausdorfer Patronatskirche auf. Der Kirchgemeinde Rausdorf und vielen fleißigen Helfern ist es zu verdanken, dass es überhaupt noch eine Kirche in Rausdorf gibt. Das Gebäude war schon so gut wie aufgegeben, aber engagierte Rausdorfer Einwohner kämpften seit der Wendezeit um den Erhalt des Kleinods, getreu dem Motto „die Kirche im Dorf lassen“. Heute nun wird die Sanierung vom Kreiskirchenamt koordiniert, aber ohne die Eigenleistungen der fleißigen Helfer wären die bisher erzielten Resultate nicht möglich gewesen. Wer schon einmal den Adventsbasar im November in Rausdorf besucht hat, kann sich davon überzeugen. Natürlich sind Spender herzlich willkommen, um zum Beispiel mit einem kleinen finanziellen Beitrag, bei der Erneuerung der Kirchenfenster zu helfen. Wer sich näher informieren möchte, kann sich an Britta Schlenzig oder Catrin Schneider wenden. Auf halber Höhe zur Kirche hinauf auf den kleinen Dorfberg steht das Rausdorfer Dorfgemeinschaftshaus. Die ehemalige Scheune wurde im Rahmen der Dorferneuerung, von 1996 bis 1999, in ein kleines Schmückstück verwandelt. Heute wird der kleine Versammlungsraum von den Bürgern, der Freiwilligen Feuerwehr und den Vereinen vielfältig genutzt und ist das ganze Jahr über gut ausgelastet. Auch sportlich kann man sich in Rausdorf betätigen. Im SV Rausdorf finden Freizeitfußballer und eine Volleyballmannschaft ihre Heimstatt. Letztere trainiert in Stadtroda und Tröbnitz und spielt in der Volleyballkreisliga des SHK. Auch eine kleine Entspannungsgruppe hat sich gebildet. Die Frauen, um Bärbel Haugk treffen sich regelmäßig im Dorfgemeinschaftshaus.
Gleich neben dem Dorfgemeinschaftshaus befindet sich die Zufahrt zum Schloss Rausdorf. Das 1378 erstmalig als ein Vorwerk von Großbockedra erwähnte Schloss hatte in seiner früheren Geschichte viele Eigentümer, war ab 1924 Hotel und gehörte bis 1942 der Familie Morgenstern. Diese verkaufte das Anwesen dem Land Berlin. Nach 1945 wurde es als Waisenheim genutzt, ging dann zu DDR-Zeiten in die Verwaltung des Rat des Kreises Stadtroda über und wurde ein sogenanntes „Spezial“-Kinderheim. Nach der Wende betrieb der CJD bis 1997 das Kinderheim weiter. Da es sich auch heute noch in Besitz des Landes Berlin befindet, sich in Berlin die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten ständig änderten, konnte das Anwesen bis heute nicht verkauft werden. Auch teilweise unrealistische Preisvorstellungen ließen bisherige Kaufbestrebungen scheitern. Wer die Rausdorfer einmal beim Feiern erleben möchte, der kann dies am 7. Mai 2011 tun. An diesem Tag findet auf dem Sportplatz das Maibaumsetzen statt, welches gemeinsam von Sportverein, Feuerwehr und der Gemeinde veranstaltet wird.
T. Schwarz (März 2011)
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