Manfred Ziegler und die Kirchenorgel in Unterbodnitz
Als Manfred Ziegler am 24. November 2009 wie jeden Tag die lokale Zeitung aufschlug, traute er seinen Augen kaum, als er sein Foto sah und erstaunt las, dass er am selbigen Tag eine Ehrung im Erfurter Kaisersaal erhalten würde. Sein langjähriger Einsatz für den Erhalt der Unterbodnitzer Orgel und seine über 50jährige Tätigkeit als ehrenamtlicher Organist der Kirchgemeinde Unterbodnitz sollten eine würdige Ehrung und Anerkennung erfahren. „Das war mir schon bald ein bisschen zu viel“, gesteht Herr Ziegler. Er selbst ist es als zu stehen. Manfred Ziegler möchte unter keinen Umständen unerwähnt lassen, dass sich gerade um den Erhalt der Orgel Pfarrer Michael Schlegel, die ganze Kirchgemeinde Unterbodnitz, mit Frau Fey an der Spitze, und die vielen Spender eingesetzt haben.
Begonnen hat Herr Ziegler seine „Karriere“ als Organist im Jahre 1956. Der damalige Unterbodnitzer Pfarrer Wolfgang Möller fragt ihn, ob er denn nicht die Kirchenorgel spielen könnte. Seine Anfrage kam nicht von ungefähr. Manfred Ziegler spielte bereits Klavier, wozu ihn seine Eltern angeregt und überredet hatten. Sein Klavierlehrer war, wie auch für noch andere Unterbodnitzer, der nach dem Krieg pensionierte, ehemalige Oberlehrer Edwin Schild. Bei ihm begann er 1947 als 11-jähriger mit dem Klavierunterricht.
Üben konnte er zu Hause, denn sein Urgoßvater hatte bereits 1879 eine kleine Gastwirtschaft eröffnet, die von seinen Großeltern und später auch von seinen Eltern weitergeführt wurde. Im Gastraum befand sich ein Klavier. Auf dem spielte dann Manfred Ziegler auch für die Gäste, denn es war zu früheren Zeiten noch üblich, dass am Stammtisch auch mal gesungen wurde.
In der Gaststätte fanden auch die Proben des Kirchenchores statt, die der schon genannte Pfarrer Möller leitete. Jener Pfarrer war es dann auch, der Herrn Ziegler von 1956 erst einmal zum Orgelunterricht zum Kantor Fischer nach Kahla schickte. Doch bereits 1957 trat er seinen „Dienst“ als Organist an. 1963 legte er in Eisenach eine Prüfung für den nebenamtlichen Organistendienst ab. Seit 1957 spielt Manfred Ziegler regelmäßig zu Gottesdiensten, Andachten, bei Taufen, Hochzeiten und Trauerfeiern. So bestimmte in den nun fast 53 Jahren das Spielen der Unterbodnitzer Orgel das Leben von Manfred Ziegler mit. 
Ein besonderes Ereignis für ihn war die Glockenweihe 1963 mit Landesbischof Mitzenheim. „Ich habe in den Jahren fünf Landesbischhöfe, vier Superintendenten und vier Pfarrer erlebt“, mein Herr Ziegler schmunzelnd. Er selbst ist Tischlermeister und hatte von 1963 bis 1999 eine kleine Tischlerwerkstatt in Unterbodnitz betrieben.
Während Manfred Ziegler auch 40 Jahre in Oberbodnitz, zeitweise in Seitenroda und vereinzelt in den anderen umliegenden Orten in den Kirche gespielt hat, war er mit der Unterbodnitzer Orgel am meisten vertraut.
Diese wurde 1903 vom Hoforgelbaumeister Poppe aus Roda gebaut. „Zu Beginn meiner Zeit als Organist brauchte ich immer noch einen zweiten Mann, wenn ich üben wollte“, so Manfred Ziegler, denn die Luft musste noch per Hand in den Orgelbalg gepumpt werden. In den 1960er Jahren wurde dann ein Motor eingebaut, der sich auf dem Dachboden der Kirche befand und für ausreichend „Wind“ zum Spielen der Orgel sorgte. Während der ganzen Jahre ließ das Instrument Herrn Ziegler nie im Stich. Auch während seiner Zeit als Kirchenältester von 1977 bis 2007 war ihm die Orgel immer sehr wichtig gewesen. Und so musste er schweren Herzens miterleben, wie das Instrument im April 2002 ausgebaut werden musste, da die Kirchendecke über der Orgel einzustürzen drohte. „So eine Orgel ist ja nicht dazu gedacht, dass man sie aus- und einbaut, und jedes Mal nimmt sie dabei ein wenig Schaden“, gibt Manfred Ziegler zu bedenken.
Schließlich hatte die Orgel schon 1997 erstmals eine umfassende Reparatur erfahren, die der damalige Pfarrer Meyer auf Drängen des Kirchenältesten Ziegler organisiert hatte. Aus Geldmangel konnte aber wieder nur das Nötigste instand gesetzt werden.
Ebenfalls wegen der Sorge um die Finanzierung der großen nötigen Baumaßnahmen an Kirchdach und -turm waren nach dem Ausbau der Orgel 2002 manche Mitglieder der Unterbodnitzer Kirchgemeinde skeptisch, ob sie das vertraute Orgelspiel jemals wieder im heimischen Gotteshaus erleben können.
Doch ein „mittleres Wunder“, wie es Pfarrer Michael Schlegel ausdrückte, wurde wahr. Die Sanierungsarbeiten an der Kirche waren so weit fortgeschritten, dass am Nikolaustag 2009 die Poppe-Orgel in der Unterbodnitzer Kirche festlich geweiht werden konnte. Nachdem sie in den Jahren 2008 und 2009 von einer Orgelbaufirma komplett überarbeitet und wieder an dem angestammten Platz eingebaut wurde, erklingt sie nun in alter Schönheit, was ein Orgelsachverständiger bei der Abnahme bestätigte und weit über einhundert Besucher zur Orgelweihe erleben und genießen konnten.
Für sein Ehrenamt als Organist such Herr Ziegler nun einen Nachfolger, der das schöne Instrument weiterhin zum Klingen bringt. „Bewerber können sich bei mir melden und sie werden von mir auch eingearbeitet“, erklärt Herr Ziegler, auf einen baldigen Nachfolger hoffend.
(T.S. und M. Z. Januar 2010)
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