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Verwaltungsgemeinschaft Hügelland-Täler

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Thoralf Seidemann mit Messern

Thoralf Seidemann mit selbsfgefertigten Messern

Thoralf Seidemann vor seiner Jurte

Thoralf Seidemann vor seiner Jurte

Wochenendcamp

Wochenendcamp

Feuermachen

Feuermachen ohne Streichhölzer

Natur- und Wildnisschule "Waldmärchen" Weißbach

Während der Klassenfahrt meiner 3. Klasse zum Farbenkinderhof nach Freienorla lernte ich Toralf Seidemann kennen. Er war von der Chefin des Farbenkinderhofes  angeheuert worden, um den Kindern die Kunst des Bogenschießens näher zu bringen. Während eine Gespräches stellte sich dann heraus, dass Herr Seidemann in Weißbach wohnt und dort eine Natur- und Wildnisschule betreibt. Dass sich die Bildungslandschaft in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt hat, war mir schon bewusst, aber von einer derartigen Schulform hatte ich noch nichts gehört.
Dabei handelt es sich bei "Waldmärchen"- Schule um eine andersartige Schule, die sozusagen zusätzlich zu den allgemeinbildenden Einrichtungen besucht werden kann.

Auf die Frage, wie man denn dazu kam, eine Natur- und Wildnisschule zu gründen, nennt Toralf Seidemann die Arbeit seiner Frau als Grund. Sie ist eine ausgebildete Wildnispädagogin und ihre Arbeit hat Toralf Seidemann immer mehr in den Bann gezogen. Sein Interesse an der pädagogischen Arbeit in Verbindung mit der Natur war geweckt. So kam es, dass aus dem gelernten Klempner, der nach 10jähriger Berufstätigkeit auch noch eine kaufmännische Ausbildung als Handelsfachwirt abgeschlossen hatte, ein selbständiger Unternehmer mit Mediationsausbildung (ein Mediator begleitet und schlichtet Konfliktgespräche)  und eigener Schule wurde. 

Zu Gute kommen Herrn Seidemann dabei auch Kenntnisse aus seiner NVA-Zeit, während der er Ausbilder für Überlebenstechniken war. "Doch während bei der Armee nur der Kampf ums Überleben gegen die Natur geführt wird (man schlägt sich ab, was man braucht), geht die Wildnispädagogik respektvoller mit der Natur um, es wird sich möglichst nur genommen, was die Natur schon "hergegeben" hat", erläutert Toralf Seidemann den Unterschied.

Obwohl seine Frau eine Ausbildung als Wildnispädagogin mit Spezialisierung auf Wildpflanzen erfolgreich absolviert hatte, fand sie für ihr Profil keine Anstellung. Ihre schwerpunktmäßige Arbeit mit Naturbezug ohne Wände, also immer im Freien, konnte sie nur als Honorarkraft  durchführen. 
Dieser Situation geschuldet entstand dann die Idee der eigenen Schule. Als gelernter Kaufmann stürzte sich Toralf Seidemann nicht gleich kopfüber ins unbekannte Gewässer, sondern erstellte erst einmal eine Bedarfsananlyse und nahm an einem Gründerseminar teil. "Was ich als Handelsfachwirt trotzdem ablegen musste", betont Herr Seidemann schmunzelnd.

Begonnen hat dann alles in Weißbach (bei Uhlstädt/Kirchhasel). Die Gründung der Natur- und Wildnisschule fand am 1. Juni 2011 statt und wenig später fanden im Sommer 2011 die ersten 4 Sommercamps, eine Art Ferienlager, statt. Die Besonderheit daran: (Fast) alles findet im Freien statt. Die Mahlzeiten werden in der Freiluftküche gemeinsam zubereitet, es wird im Freien gegessen, gespielt und gelernt. Zum Beispiel wie man sich im Gelände orientiert, wie man Feuer macht (mit dem letzten feuchten Streichholz), eine Schatzsuche und andere Aktivitäten. Geschlafen wird in der Jurte, einem mongolischem Rundzelt. "In einer Jurte kann man auch Feuer machen, genauso wie im Tippi der Indianer", erklärt Toralf Seidemann dazu.  Lediglich die sanitären Einrichtungen befanden sich in einem Gebäude.
 
Nachdem es mit dem Kaufvertrag in dem Weißbacher Objekt nicht klappen wollte, lernte Familie Seidemann im hiesigen Weißbach die Familie Schau kennen, die ihren Dreiseitenhof verkaufen wollten. Seit Januar 2012 befindet sich nun die Natur- und Wildnisschule in dem Seitentälerdorf.
Und da die Sommerferien ja so gut wie vor der Tür stehen, sind die nächsten drei Sommercamps natürlich schon geplant. In der Zeit vom 5.8. bis zum 25.8. 2012 finden diese jeweils von Sonntag bis Samstag statt. Zu dem Zeitrahmen erläutert Herr Seidemann: "Wir nehmen damit auf die berufstätigen Eltern Rücksicht, die ihre Kinder so in aller Ruhe am Sonntag zu uns bringen und ebenso stressfrei am Samstag wieder abholen können. Meist wollen sich die Eltern doch noch einmal alles anschauen, was ihre Schützlinge alle so erlebt und gemacht haben. Geschlafen wird wieder in der Jurte, die sich hinter der Scheune auf einer etwas erhöht liegenden Wiese befindet.

Weiterhin bietet Toralf Seidemann einen Wildnisbasiskurs an. Hierbei kann man an einem Wochenende Kenntnisse und Fähigkeiten zum Leben im Freien erlangen. Weitere Wochenendkurse gibt es zum Thema alte Handwerks- und Handarbeitstechniken. Dabei wird alles rund um das Thema  Schafwolle und ihre Verarbeitung gelehrt: vom Spinnen, Filzen, Färben mit Pflanzen bis zum Stricken. Oder man besucht den Messerbaukurs, an dessen Ende man ein Messer mit selbstgefertigtem Griff und eigens genähter Lederscheide sein Eigen nennen darf. Ein besonderes Angebot wird den Familien angeboten: während die Großen etwas lernen können, kümmert  sich eine Fachkraft um die mitgereisten Kinder.
 
Natürlich kann man Herrn Seidemann auch für die Gestaltung von Hortnachmittagen, Schnitzkurse oder als Wandertagsbegleitung buchen. Alle Angebote kann man auch im Internet auf der Homepage www.waldmaerchen.de nachlesen und einen ersten Kontakt herstellen.
Für die Zukunft wünscht sich Herr Seidemann weiterhin eine rege Nachfrage nach seinen Kursen und ein reges Treiben auf seinem Hof, damit er diesen weiter sanieren kann. Als nächstes stehen der Umbau der Sanitäranlagen an, gefolgt von dem Vorhaben, einen Seminarraum einzurichten.
Und wer selbst einmal der Natur- und Wildnisschule einen Besuch abstatten will, dem sei gesagt, dass es im Herbst ein Hoffest geben wird, bei dem sich Interessenten gern umsehen und ausprobieren können. Der genaue Termin wird dann im nächsten Dorfkurier im Veranstaltungsplan genannt werden. (T.S. Juni 2012)