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Verwaltungsgemeinschaft Hügelland-Täler

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 In Lippersdorf - Erdmannsdorf nachgeschaut

Die Gemeinde Lippersdorf-Erdmannsdorf feierte 2001 den 650. Jahrestag ihrer urkundlichen Ersterwähnung mit einem großen Fest. Von Erdmannsdorf wissen wir, dass es heute wenigstens  818 Jahre alt ist. Beide Orte der Gemeinde dürften historisch aber ungefähr in der gleichen Zeit „auf wilder Wurzel“ gegründet worden sein, denn die große Eiche, die das Holz für den Lippersdorfer „Gotteskasten“, die Einbaumtruhe, lieferte, wurde im Jahre 1215 gefällt. Mehr dazu unter Heimatgeschichte(n). Vielleicht sind ein Lippert und ein Erdmann als Anführer ihrer Gruppen sogar gemeinsam aus dem Fränkischen in ihre neue Heimat gezogen.

Um dieses Datum geschichtlich einzuordnen, in diesem Jahr 1215 wurde die heilige Elisabeth von Thüringen 7 Jahre alt. Damit haben wir einen deutlichen Hinweis darauf, dass bereits vor nunmehr 794 Jahren eine festgefügte christliche Gemeinde in Lippersdorf existierte, die sich ein solches großes Möbelstück als Bewahrmöbel für Geld und liturgisches Gerät leisten konnte.

Lippersdorf-Erdmannsdorf ist eine typische Tälergemeinde, welche durch die Tälerstraße, eine Landesstraße, durchzogen wird und momentan 493 Einwohner zählt, 341 in Lippersdorf und 152 in Erdmannsdorf.

Die schmucken Fachwerkhäuser und –höfe sind immer gepflegt worden, doch die Renovierungsarbeiten, die seit der politischen Wende durchgeführt worden sind, kann man als beispielhaft bezeichnen. Private Initiativen und staatliche Förderprogramme haben ihre positiven Spuren hinterlassen. Durchreisende und Touristen beneiden uns um dieses schöne Ortsbild. Nur noch ganz wenige Häuser sind in einem schlechten Zustand, was sich sicher auch bald verbessern wird. Die Ansicht von Lippersdorf wird noch speziell durch die Roda und ihre Brücken, die sie überspannen, gekennzeichnet. Und Erdmannsdorf ist, betrachtet von der Nähe und von der Ferne, ein besonders gelungenes Beispiel thüringisch-fränkischer Fachwerkarchitektur und bietet einen bezaubernden Anblick.

Das Leben in der Gemeinde wird wesentlich geprägt von den Vereinen: Bürgerverein, Feuerwehrverein, Creaviva und nun auch von dem kürzlich gegründeten Verein der Holzland Bad Boys. So war z.B. das Kindermaibaumsetzen am vergangenen Wochenende in Erdmannsdorf ein voller Erfolg.

Bäuerliche Wirtschaften im Nebenerwerb, die es leider nur noch wenige gibt, aber auch Neugründungen finden statt, so z.B. für die Zucht Schottischer Hochlandrinder. Viele kleinere Unternehmen und Gewerbebetriebe sind angesiedelt, eine Arztpraxis mit „Vitalhof“ ebenso.

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Lippersdorf-Erdmannsdorf mit ihrem schmucken neuen Löschfahrzeug, auf dem letzten technischen Stand befindlich, sind eine starke Kraft und festgefügte Gemeinschaft, auf die immer Verlass ist, was sie kürzlich leider bei einem großen Scheunenbrand wieder unter Beweis stellen mussten. Diese Gemeinschaft gibt auch bei Einsätzen für das Gemeinwohl das Tempo vor, ebenso natürlich beim Feiern!

Die Gemeinde hat in ihrer langen Geschichte viele Feuersbrünste, Hochwässer, andere Naturgewalten und Plünderungen hinter sich bringen müssen und diese Heimsuchungen durch Fleiß und ungeheuren Arbeitswillen der Einwohner sowie Unterstützung von staatlicher Seite überwinden können. Nach der politischen Wende in unserem Land kam eine menschengemachte Katastrophe über die Gemeinde. Im Zusammenhang mit der Erschließung des Neubaugebietes Kirchberg-Schafwiesen in Lippersdorf, die nach der Wende ins Auge gefasst worden war, durch Unregelmäßigkeiten, falsche, spekulative Finanzpolitik, ungeklärte Allianzen zwischen den Handelnden aus Ost und West, daneben auch durch mangelnde Übersicht und eine gute Portion Arroganz war die Gemeinde durch einen (vorhersehbaren) Verlust von ca. 1,4 Mill. DM in eine akute Schieflage geraten. An diesem hat sie noch heute und auch noch in Zukunft viele Jahre lang zu tragen und die Schulden zu begleichen.
Trotz oder vielleicht sogar wegen der dann angesichts Überschuldung erfolgten Zwangsverwaltung und der Situation, dass in den vergangenen Jahren lediglich die Pflichtaufgaben finanziert werden konnten, regte sich unter dem neuen Gemeinderat, dessen Mehrheit der im Rahmen dieser besonderen Situation gegründete Bürgerverein Lippersdorf-Erdmannsdorf e.V. stellt, ein neuer Gemeinschaftssinn. Es begann damit, dass Mitglieder des Bürgervereins in ihrer Freizeit für die Schulkinder ein Buswartehäuschen in klassischer Fachwerkarchitektur bauten um in absolut aussichtsloser finanzieller Lage ein Zeichen zu setzen.

In den letzten Jahren sind trotz der schweren finanziellen Misere, vor allem durch das erfolgreiche Einwerben von Sponsorengeldern und Sachleistungen, durch das Engagement der Einwohner, durch Arbeitsleistungen und Spendengelder, viele weitere Objekte entstanden, deren Realisierung eigentlich unmöglich erschien.

Es soll nur an den schönen Kinderspielplatz in Lippersdorf erinnert werden, dessen Neubau durch Kontakte zu einem großen Unternehmen ohne einen Euro durch die Gemeinde erfolgen konnte, an das neue Feuerwehrauto und an die Fußgängerbrücke in Lippersdorf.

Da die alte Brücke baufällig geworden war und eine Gefahr darstellte, musste sie abgerissen werden. Ein Spenden- und Arbeitsaufruf an die Einwohnerschaft und die Unternehmen fand eine so breite Resonanz, auch im Gemeindeteil Erdmannsdorf, dass sie neu erstanden ist und kürzlich mit einem Brückenfest für Spender und Sponsoren eingeweiht werden konnte. Sie wurde entsprechend einem Abstimmungsergebnis unter den Feiernden „Wiesenbornsteg“ getauft. 

In Erdmannsdorf  konnte das Feuerwehrhäuschen durch Lottomittel und Eigenleistungen nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert werden.
Auch andere kleine Projekte wären noch zu nennen. Aus völlig eigener Kraft der Bevölkerung sind Arbeitseinsätze zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, die auch fortgesetzt werden müssen, durchgeführt worden. Viel Alt- und Totholz wurde beseitigt, wobei die Kameraden der FFW besonders intensiv tätig waren.

Zwei kulturhistorische Projekte haben unsere Gemeinde thüringen- und sogar deutschlandweit durch entsprechende Veröffentlichungen in der Regionalpresse und der wissenschaftlichen Literatur bekannt gemacht, das restaurierte Bahrtuch mit dem wieder gefundenen Dorfwappen von 1816 und vor allem die restaurierte Einbaumtruhe (s.o.).

Es sind mehrere Projekte, die der Gemeinde am Herzen liegen. Das Gebäude der Gaststätte in Erdmannsdorf, welches ja im Besitz der Gemeinde ist, soll in den nächsten Jahren schrittweise saniert werden, ebenso wie die Loge in Lippersdorf. Diese ist inzwischen baulich desolat geworden und wird gegenwärtig aus Mitteln des Konjunkturprogramms II statisch gesichert, in der Gaststätte werden gerade die Fenster erneuert.
Während die kleine Kirche in Erdmannsdorf optisch ansprechend im Ort liegt, ist die Kirche St. Nikolaus in Lippersdorf dringend sanierungsbedürftig. Die Gemeinde will unterstützend tätig werden, um den baulichen Zustand der Kirche entscheidend zu verbessern, ebenso den des „Waschhauses“ in Erdmannsdorf.

Das Konzept der Gaststätte in Erdmannsdorf soll nach dem jetzt gerade erfolgenden Wechsel der Pächter im Sinne eines Bürgerhauses und einer Begegnungsstätte, besonders auch für die Jugend, mit guter Gastronomie auf neuer Grundlage entscheidend entwickelt werden. Das Vermarkten ländlicher, biologisch einwandfreier Produkte ist dabei eine weitere Facette. Nach der Neugestaltung in den nächsten Monaten könnte es mit diesem ansprechenden Konzept noch in diesem Jahr losgehen und wir sind sicher, dass dies angenommen wird.  Außerdem will die Gemeinde den Zustand des Spielplatzes in Erdmannsdorf und den des Sportplatzes in Lippersdorf weiter verbessern.

Es gibt also viele Pläne, um das Leben in der Gemeinde schöner zu gestalten, deren Realisierung auch schrittweise wieder möglich wird. Die Räume zur Gestaltung werden in bescheidenem Rahmen größer, wenn die Gemeinde Lippersdorf-Erdmannsdorf auch in den nächsten Jahren noch, im Vergleich zu den Nachbargemeinden, auf Grund ihrer jüngsten Historie noch kleinere Brötchen backen muss. Wenn diese Finanzprobleme, aus der jüngsten Geschichte der Gemeinde resultierend, überhaupt einen Sinn haben sollten, dann den, dass die Einwohnerschaft und die Gemeindeverwaltung näher und vertrauensvoller zusammengerückt sind. Das Ergebnis der gerade abgeschlossenen Gemeinderatswahlen hat dieses Postulat erfreulich bestätigt.
 
Dr. Jochen Süss,
Bürgermeister der Gemeinde Lippersdorf-Erdmannsdorf
im Juni 2009