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In Gneus nachgeschaut
Wenn im Juni dieses Jahres die Wahlen für die ehrenamtlichen Bürgermeister in unseren Mitgliedsgemeinden anstehen, wird es in der Gemeinde Gneus im Ergebnis dieser Wahl einen neuen Bürgermeister geben. Denn einer der dienstältesten Bürgermeister unserer Verwaltungsgemeinschaft, Günther Seim aus Obergneus, wird sich nicht wieder zur Wahl stellen. „Mit 71 Jahren ist es dann wirklich Zeit, den Jüngeren Platz zu machen“, so der noch amtierende Gneuser Bürgermeister, der sein Amt seit April 1989 aus führt. Extra wegen dem Bürgermeisteramt sei er im Frühjahr 1989 schnell noch in die DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands) eingetreten, verrät Günther Seim schmunzelnd. Er konnte natürlich nicht ahnen, dass ihm nur kurze Zeit später die aufregende Zeit der politischen Wende bevorstand. Heute, nach 21 Jahren zieht Bürgermeister Seim eine erfolgreiche Bilanz.
„Wir konnten in Unter- und Obergneus wirklich viel bewegen. Besonders in der Zeit als die Gemeinde Förderschwerpunkt der Dorferneuerung war“, beginnt Günther Seim mit der Aufzählung der Maßnahmen, die zur Verschönerung seiner gemeinde, aber auch zur Verbesserung der Lebensqualität in den letzten 20 Jahren beitrugen.
Nach der Erneuerung der Trinkwasserleitung 1992 in Untergneus konnte die Trinkwasserversorgung 1993 durch den Neubau eines Hochbehälters für Ober – und Untergneus gesichert. Anschließend konnte 1993 mit der Erneuerung der Nebenstraßen begonnen werden. In Bezug auf den Straßenbau konnte 1999 der größte Fortschritt erzielt werden, als die Kreisstraße zwischen Großbockedra und Geisenhain erneuert wurde. Im Zuge dieser Baumaßnahme konnten auch Ober- und Untergneus profitieren, nicht nur durch eine bessere Verbindungsstraße zu den Orten, auch der Gneuser Berg mit seinem allerorts bekannten „Katzenkopfpflaster“ verwandelte sich in eine neue Straße. Es wurde in beiden Ortsteilen ein neuer Spielplatz gebaut und sich um Dorfplätze und Bushaltestellen gekümmert. In Obergneus wurde der Volleyballplatz hergerichtet.
Die Gemeinde konnte dank Fördermitteln des Landes Thüringen ihr Kulturhaus in Untergneus mit einem neuen Dach und neuen Fenstern versehen, die Fassade erneuern und die Sanitäranlagen sanieren. Schöne Fachwerkfassaden, neu gestaltete Fassaden und sanierte Dachflächen an vielen Gebäuden zeugen davon, dass auch private Baumaßnahmen, teilweise mit Hilfe von Fördermitteln, realisiert wurden. So haben nicht nur die gemeindlichen Baumaßnahmen, sondern auch private Investitionen der Einwohner zu einer Verschönerung des Ortsbildes beigetragen. Im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen des Autobahnbaues konnten einige Teiche in der Gneuser Flur profitieren. In den letzten Jahren wurde die Gemeinde hauptsächlich im ländlichen Wegebau aktiv. In Untergneus wurde Richtung Seifertstal ein Weg um die Teich der Waldgenossenschaft mit einer Bitumendecke versehen, der sich dann als geschlämmte Schotterdecke fortsetzt und in Obergneus wurde ein ca. ein Kilometer lange Wegabschnitt vom Ortsausgang Richtung Großbockedra bis zum Roten Berg mit einer Bitumendecke versehen. Die Wege dienen nicht nur der Land- und Forstwirtschaft als Wirtschaftswege, sondern werden gern von den Einwohnern und ihren Gästen als Rad- und Wanderwege genutzt. Über das Förderprogramm zur „Stärkung des ländlichen Raumes“ konnte die Ausstattung des Kulturhauses erneuert und verbessert werden. So wurde die neben dem Saal gelegene Bauernstube 2004 mit einer Einbauküche ausgestattet und für den Kultursaal konnten neue Tische und eine neue Bestuhlung angeschafft werden. Bereits 2001 investierte die Gemeinde in die Bauernstube und sorgte für eine neue Schrankwand, Büromöbel sowie neue Tische und Stühle. Was alles erreicht wurde in Gneus, konnten die Einwohner selbst im Jahr 2006 sehen, als der Gneuser Heimatabend sein 50jähriges Jubiläum feierte. Zu der Veranstaltung waren viele ehemalige Gneuser Einwohner der Einladung gefolgt und erlebten einen dreiteiligen Diavortrag über die letzten 50 Jahre Gneuser Ortsgeschichte zusammengestellt vom Gneuser Heimatchronisten Wolfgang Seim. Der Gneuser Heimatabend, 1956 durch den Dorfschullehrer Krapp ins Leben gerufen, ist dabei nicht die einzigste Tradition, die in Gneus erfolgreich weitergeführt wird. Immer am 1. Mai findet das Maibaumsetzen statt. Als Besonderheit ist dabei zu erwähnen, dass der Maibaum immer abwechselnd ein Jahr in Untergneus und das folgende Jahr in Obergneus aufgestellt wird. Die Gemeinde finanziert bei dieser Gelegenheit ein Kinderfest, eine Art „vorgezogene“ Kindertagsfeier, so dass zum Maibaumsetzen Groß und Klein in Gneus feiern. Ebenso sind das Hexenfeuer und eine Silvesterfeier ein fester Bestandteil des traditionellen Festkalenders in Gneus. Doch nicht nur beim Feiern halten die Gneuser Einwohner zusammen. Es gab auch viele gemeinsame Aktionen, bei denen durch freiwillige Arbeitseinsätze und ehrenamtliche Arbeit viel erreicht wurde. An dieser Stelle sei die Sanierung des Kirchturmes 1991 erwähnt. Besonders froh ist Bürgermeister Seim über die Arbeit seiner Freiwilligen Feuerwehr. Schließlich ist eine eigenständige Feuerwehr im Ort längst keine Selbstverständlichkeit mehr, doch bei allen Problemen ist es Ortsbrandmeister Gräfe, Wehrleiter Meinhardt und dem aktiven Vorstand gelungen, die Truppe zusammenzuhalten. Die Wehr verfügt über erfahrende Kameraden, es gibt aber auch junge Feuerwehrleute, die über die Jugendfeuerwehr zur Wehr gelangt sind.
Die lange Tradition der Gneuser Feuerwehr offenbarte 2008 das 225jährige Spritzenfest. Zu einer Festveranstaltung wurde der Ersterwähnung eines Spritzenfestes im Jahr 1783 gedacht, während ein unterhaltsamer Rückblick auf die Feuerwehrtätigkeit in der Vergangenheit gehalten wurde. Eine umfangreiche Ausstellung, gestaltet vom Ortschronisten Wolfgang Seim, gestattete einen Rückblick auf die Gneuser Feuerwehrgeschichte. Ebenfalls mit großem ehrenamtlichem Engagement arbeitet die Kirchgemeinde Gneus. Neben der Gneuser Kirche, an deren Erhaltung und Sanierung immer weiter gearbeitet wird, betreibt diese auch noch den dazugehörigen Friedhof in Eigenregie. Die großflächige Anlage wird von Mitgliedern der Kirchengemeinde übers Jahr gepflegt, was für die kleine Kirchgemeinde eine große Leistung ist.
Die Gemeinde Gneus unterstützt daher die Kirchgemeinde bei ihren Vorhaben. So wurde 2006 nach einem Vorschlag aus der Einwohnerschaft das „Kriegerdenkmal“ saniert und mit den Namen der Gneuser Opfer des II. Weltkrieges versehen. Außerdem unterstütze die Gemeinde den Einbau einer Bankheizung in das Gneuser Gotteshaus und auch die Sanierung des Fußweges zur Kirche wird von der Gemeinde bezuschusst. Für die nahe Zukunft sind Malerarbeiten im Saal des Kulturhauses in Untergneus geplant, die dank des Konjunkturpakets II Bereich Infrastruktur durchgeführt werden können. Die Mittel aus dem Bereich Bildung wurden für den Umbau des Kindergartens Tröbnitz weitergereicht, da auch die Kindergartenkinder aus Gneus diese Einrichtung besuchen und letztendlich davon profitieren.
Sehnlichst erwartet wird von den Einwohnern in Gneus der Ausbau des DSL-Netzes. Ein Fördermittelantrag seitens der Gemeinde ist gestellt. Nach dem Fördermittelbescheid und dem Abschluss eines Kooperationsvertrages soll innerhalb eins Jahres das schnelle Internet in ganz Gneus verfügbar sein, wobei Bürgermeister Seim hofft, dass die Maßnahme zeitiger realisiert wird.
Noch nicht ganz entschieden ist die Zukunft des ehemaligen Schulgebäudes, welches sich im Besitz der Gemeinde befindet. Im Haus, dessen Dach, Fassade und Fenster bereits saniert wurden, befand sich bis Mitte letzten Jahres noch eine Wohnung. Da dies nun nicht mehr genutzt ist, stellt sich für die Gemeinde die Frage der weiteren Nutzung, wobei man allerdings den Sanierungsbedarf im Heizungs- und Sanitärbereich beachten müsste. So bleibt es vielleicht dem zukünftigen Bürgermeister von Gneus vorbehalten, dem Gemeinderat einen Vorschlag zur weiteren Nutzung des Gebäudes zu unterbreiten.
T. S. (März 2010)
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