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Verwaltungsgemeinschaft Hügelland-Täler

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Das TIB – Theater in Bockedra
“Theater von Bockerschen über Bockersche mit Bockerschen für Bockersche und ihre Gäste“TIBkl

Ehrenfried ErhardtAls im vorigen Jahr das bereits fünfte Theaterstück der Bockedraer Theaterfreunde aufgeführt wurde, stellte der Vereinsvorsitzende des Bockerschen Heimatvereins, Edgar Seim, das „TIB“ (Theater in Bockedra) vor. So nennen sich seit September 2008 die schauspielbegeisterten Dorfbewohner, welche sich um Autor und Regisseur Ehrenfried Ehrhardt scharen.

Begonnen hatte alles mit den Feierlichkeiten anlässlich der 750-jährigen urkundlichen Ersterwähnung des Dorfes. Das Vorbereitungsteam suchte für die Festwoche einen Besuchermagneten, einen Höhepunkt, der das Jubiläum zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lässt.

Während dieser Überlegungen wurde die Idee geboren, ein historisches Spiel aufzuführen. Die Verantwortlichen baten deshalb ihren Vereinsfreund Ehrenfried Erhardt, ein solches Stück zu schreiben, wohl wissend, das dies ihm gelingen wird. Dr. Ehrenfried Ehrhardt, Professor im Ruhestand, lebt in seinem Elternhaus in Großbockedra. Nach über 30 Jahren Lehrtätigkeit in Berlin zog es den gebürtigen Bockerschen wieder in die Heimat. Hier geht er seinem lang gehegtem Wunsch nach, schriftstellerisch tätig zu werden.

Gern kam er der Bitte des Vereins nach und schuf ein Stück über den Glockenguss zu Bockedra. Die im Thüringer Sagenbuch als Vierzeiler enthaltene historische Begebenheit schrieb Herr Erhardt um zu einem historischen Spiel, welches im September 2004 als „Der Glockenguss zu Bockedra“ auf dem Dorfberg aufgeführt wurde. Glockenguss1

Eigentlich als eine einmalige Angelegenheit gedacht, sollte es ganz anders kommen: „Jede gute Tat erhält ihre würdige Bestrafung“, meint Ehrenfried Ehrhardt scherzhaft dazu. Denn der überwältigende Erfolg des Stückes, die Begeisterung des Publikums und die bei den Darstellern geweckte Spielfreude sorgten dafür, dass Herr Erhard im darauffolgenden Jahr gebeten wurde, ein weiteres Theaterstück zu schreiben.

Wiederum den Thüringer Sagenschatz als Quelle gebrauchend, entsprang der Feder des Schriftstellers nun das Stück um die gebannten „Butterdiebe in Bockedra“. Wieder schilderte der Autor in seinem Stück nicht nur die eigentliche Story, welche die magischen Kräfte eines Bauern beschrieb. Die Zuschauer erhielten zugleich auch einen Einblick in die Lebensumstände, die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in früheren Zeiten.

„Unsere Theaterstücke sind nicht nur zur Unterhaltung gedacht, sondern sie sollen auch zum Nachdenken über die Leistungen der Altvorderen anregen und über die Schwierigkeiten, die sie dabei zu bewältigen hatten.“, so wünscht es sich Ehrenfried Ehrhardt. „Gleichzeitig sollen die Stücke zum Bewerten unseres Lebens und unserer GesellschaftButterdiebe1sumstände anregen, ohne dabei mit erhobenen Zeigefinger mahnen zu wollen.“

Das Thema des dritten Historienspiels bot sich ebenfalls wieder dazu an, ergab es sich doch aus dem Deutsch - Französischem Jahr 2006. „Es war das größte und aufwändigste Theaterspektakel, welches Großbockedra bisher erlebt hat“, beschreibt Herr Ehrhardt, der abermals als Autor für das Schauspiel „Bauern, Preußen und Besatzer - Bockedra im Freiheitskampf gegen Napoleons Truppen“ tätig war.

Wiederum mit Authentizität und historisch verbürgten Hintergründen versehen, wirkten an diesem Theaterstück allein 52 Darsteller mit. Zu den Bockerschen Schauspielern und Komparsen kamen noch mehrere Mitglieder verschiedener militärhistorischer Vereine, die in ihren historischen Uniformen, zu Fuß oder zu Pferde und mit entsprechendem militärischem Gerät als französische oder preußische Soldaten auftraten.

Der als Bühne gewählte Platz wurde so in eine wahrhaft historische Kulisse verwandelt. Ehrenfried Ehrhardt erinnert sich noch genau an die Generalprobe: „Wir hatten das Stück ja als „Open-Air-Spektakel“ geplant, mit allen Risiken. Nach dem ersten Bild der Generalprobe setzte ein Gewitter ein und zwang zu einer Spielpause. Kurz darauf erhielten die Mitglieder des Jenaer Kamerateams Anrufe von ihren Familien, dass ihre Keller vollgelaufen wären. Nach dem Ende des Gewitters probten die Bockerschen Schauspieler allein weiter. Bis in Nacht dauerte die Generalprobe, welche im trüben Schein der Dorfbeleuchtung gegen Mitternacht ihr Ende nahm. Ziemlich niedergeschlagen gingen alle nach Hause, doch am Tag der Aufführung zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite.“

historienspiel 033Die Rollenvergabe läuft immer noch so ab, wie beim ersten Theaterstück: Nachdem der Autor sein Stück der versammelten Mannschaft von Schauspielwilligen vorgestellt hat, heißt es „Freiwillige vor!“. Die Rollen werden meist wunschgemäß verteilt und dann beginnen die Proben, die seinen Schauspielern viel abverlangen. Sind sie doch alles keine Profis und gehen im „normalen“ Leben ganz „normalen“ Berufen nach. „Sie müssen sich von mir während der Proben Hinweise und Kritik anhören, Szenen immer wieder spielen, bis ich als Regisseur zufrieden bin. Doch ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Ernsthaftigkeit alle Beteiligten bei der Sache sind“ lobt Herr Ehrhardt seine Schauspielergruppe. Die Vorbereitungen und Proben nehmen viel Freizeit in Anspruch. Monatelang treffen sich die Darsteller jeden Mittwoch, um wieder ein sehenswertes Theaterstück darzubieten. Ebenfalls mit viel Aufwand sind die Bühnenaufbauten und die Dekoration herzustellen, ja sogar die Beleuchtung und pyrotechnische Effekte haben von Stück zu Stück an Qualität zugenommen. Das wäre ohne die engagierte Arbeit der ehrenamtlichen Bühnentechniker nicht möglich.

Das vierte Stück „Vorgestern und Übermorgen in Bockedra“ war eine Herausforderung gerade für die Bühnentechniker. Mussten sie doch den Zuschauern möglichst glaubhaft vermitteln, wie es mit einer Zeitmaschine namens „Transecholator“ und „Histobeamer“ möglich sein wird, in der Zeit umherzureisen. Die Handlung spielte sowohl im Bockedra vor 250 Jahren, als auch in der Gegenwart und im zukünftigen Bockedra in 250 Jahren. Neben allem Humor war es auch bei diesem Stück ein Anliegen des Autors zum Nachdenken anzuregen und zu hinterfragen, wie die Einwohner von Bockedra in der Zukunft das heutige Handeln und Denken der Einwohner bewerten werden. Wie schnell belächeln wir den Aberglauben, die Naturverbundenheit und die einfachen technischen Mittel unserer Vorfahren. Werden wir eines Tages auch belächelt werden? 

September2008 067Nachdem sich Autor Ehrenfried Ehrhardt mit diesem Stück im Genre der Fiktion „ausgetobt“ hatte, äußerten Darsteller und Zuschauer den Wunsch nach einem unterhaltsamen Volksstück. Demzufolge entstand der „Liebeszauber in Bockedra“. Im nunmehr fünften Stück zeigten die Laiendarsteller wieder ihr Können, das dem professioneller Schauspieler nicht nachsteht. „Es hat sich ein Ensemble herausgebildet, das mit Spielfreude und viel Fleiß und gutem Willen voll bei der Sache ist, ein Kollektiv von begabten Schauspielern und eine feste Gemeinschaft“, beschreibt Herr Ehrhardt „seine“ Schauspieltruppe. Vielleicht liegt das ja auch an der langen Tradition, die das Theaterspielen in Bockedra hat. Schon in den 1920er und 1930er Jahren wurde in Bockedra Theater gespielt. Durch den Krieg ging die Tradition verloren und flammte nach dem Krieg noch einmal kurz auf.

Von der Gemeinschaft profitiert das ganze Dorf, ist doch Bockedra inzwischen weit über seine Flurgrenzen hinweg für seine sehenswerten und unterhaltsamen Theaterstücke bekannt. Außerdem verbindet die gemeinsame Arbeit und die Freude über den Erfolg und schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl.September2008_2

Der Name „Theater in Bockedra“ wurde gewählt, da sich das Theaterspielen aus dem Heimatverein heraus zu einer Institution innerhalb des Vereins entwickelt hat, der nicht nur Vereinsmitglieder angehören. Ebenso wollte man sich nicht mit am Namen festlegen lassen, was man für Stücke aufgeführt werden. Auf jeden Fall wollen die Bockedraer Akteure auch weiterhin jedes Jahr zum Erntefest ein Theaterstück aufführen. Autor Ehrenfried Ehrhardt ist sich des „sozialen Drucks“ bewusst, wie er es schmunzelnd beschreibt und hat bereits wieder ein Stück in Arbeit. Darüber wird aber vorher nichts verraten. Erst wenn es fertig ist, wird es den Leuten vom TIB vorgestellt und im September zum Erntefest aufgeführt. „Solange es mir gesundheitlich möglich ist, werde ich diese Arbeit als Autor und Regisseur gern fortführen“, verspricht der Bockedraer Autor und wer seine Bühnenstücke und seine Schauspieler schon einmal gesehen hat, der wünscht ihm, so wie ich, dass er noch lange Zeit gesund bleiben möge.

T. S. Januar 2009

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