In Mitgliedsgemeinde nachgeschaut - Karlsdorf
Die Gemeinde Karlsdorf ist eine der Orte unserer Verwaltungsgemeinschaft, der mit seiner südlichen an den Saale-Orla-Kreis grenzt. Am Ortsausgang von Karlsdorf in Richtung Pillingsdorf stand bis vor wenigen Jahren auch das "Sorgenkind" der Seitentälergemeinde, die ehemalige Obermühle. Nach jahrelangen, zähen Verhandlungen war es im August 2009 dann endlich soweit, die Gemeinde konnte das verfallene und einsturzgefährdete Gebäude vom Land erwerben, um den Schandfleck zu beseitigen. Nachdem die Denkmalschutzbehörden keine Einwände gegen einen Abriss hatte, wurden Fördermittel beantragt und im Oktober/November 2011 die Revitalisierungsmaßnahme Obermühle Karlsdorf durchgeführt.
Das alte Gebäude wurde abgerissen und das Gelände ringsum wieder urbar gemacht. Dabei wurde der Wassergraben, der unter dem Haus verlief, als Zeuge vergangener Baukunst erhalten. Hier sollen sich in Zukunft einmal Fische tummeln und das Gelände ringsum könnte in eine schöne kleine Grünanlage verwandelt werden und dann zum Verweilen einladen.
Das, so Bürgermeister Jürgen Müller, ist allerdings noch Zukunftsmusik.
Der Standort der alten Obermühle in Karlsdorf
Seit 2010 steht Jürgen Müller der Gemeinde Karlsdorf vor, nachdem er mit Unterbrechungen mehrere Jahre bereits im Karlsdorfer Gemeinderat tätig war, kennt er sich in seinem Dorf natürlich gut aus. Und, wie es in den kleineren Dörfern unserer VG so üblich ist, kennt er auch seine Einwohner, 112 an der Zahl. So lautet zumindest die "gemeindeeigene" Zählung, denn das Landesamt für Statistik kommt auf weniger Bewohner. Bürgermeister Müller weiß auch, dass er sich auf die Einwohner verlassen kann, wenn es gilt, etwas in der Gemeinde auf die Beine zu stellen. Besonders aktive Unterstützung erhält er dabei vom Feuerwehrverein "Karlsdorfer Füchse". Vereinsvorsitzenden Thomas Ring und seiner Frau Katrin gelingt es immer wieder die Leute zu motivieren, und sowohl gemeinsame Arbeitseinsätze, als auch gemütliche Feierlichkeiten zu organisieren. So war zum Beispiel der Frühjahrsputz, erstmalig wieder 2011 eingeführt, eine erfolgreiche Aktion. Neben den Erwachsenen kehrten und putzten auch die Kinder und Jugendlichen des Ortes mit. Besonders die Gestaltung ihres Buswartehäuschens machte großen Spaß. Dass die Gemeinde den Nachwuchs mit einbezieht, kann für die Zukunft des Dorfes nur gut sein.
"Als kleinere Gemeinde sind wir immer auf die Mitarbeit und die ehrenamtliche Arbeit der Bewohner angewiesen, ohne sie würde das Gemeindeleben nicht funktionieren", ist sich Bürgermeister Müller sicher und kann auch gleich mehrere Beispiele aufzählen.
Neben dem kleinen Blumenbeet am Gemeindehaus, welches von Frau Rodewald gepflegt wird, sorgen Hartmut Fuchs und Götz Geithner für die Schneeberäumung an den 2 Bushaltestellen des Ortes, alle Anwohner kümmern sich um den Winterdienst auf den Brücken, die zu ihren Grundstücken führen. Und auch das Friedhofsgelände wird von Willy Fuchs ehrenamtlich gepflegt. Da sich der Friedhof mittlerweile in kommunaler Hand befindet, muss sich die Gemeinde auch um die jährlichen Kosten kümmern und ist deshalb sehr froh über die ehrenamtliche Pflege. Die gleich nebenan befindliche Leichenhalle soll im Jahr 2013 in die Kur genommen werden.
Aber auch von den jüngeren Einwohnern gingen in der Vergangenheit schon Initiativen aus. So standen 2008 eines Tages drei Karlsdorfer Mädchen vor dem damaligen Karlsdorfer Bürgermeister Wolfgang Schulze, um ihm zu berichten, dass es, besonders im Winter, ein ganz schön gefährlicher Weg vom unteren Dorf bis zur Bushaltstelle sei. Gleichzeitig fragten die Mädchen an, ob es nicht möglich wäre, eine weitere Bushaltestelle in Karlsdorf einzurichten. Bürgermeister Schulze war ebenso wie die Gemeinderäte von der Idee und dem Engagement der Mädchen angetan und leitete die nötigen Schritte zur Beantragung ein. Wiederum mit ehrenamtlichen Einsätzen halfen Vereinsmitglieder und Einwohner bei der Errichtung des schmucken Fachwerkhäuschens fleißig mit und heute schmücken liebevoll gestaltete Blumenkästen das neue Wartehäuschen.
Das neue Buswartehäuschen am Ortseingang
Aber die "Karlsdorfer Füchse" findet man nicht nur beim arbeiten, sie organisieren auch das kulturelle Leben in der Gemeinde. So findet immer in den Sommermonaten das Karlsdorfer Dorffest statt. Auf dem Festgelände hinter dem Gemeindehaus, welches in der ehemaligen Schule des Ortes eingerichtet wurde, finden sich wiederum Alt und Jung zusammen. Gemeinsam wird der Festplatz eingerichtet, ein Festzelt aufgebaut und für die Gäste ein kleines Programm eingeübt. Für die Unterhaltung der jüngeren Gäste wird ebenso gesorgt, wie für die Versorgung mit Kaffee, Kuchen, Rosten und Getränken. Das Fest wird von den Einwohnern immer wieder gern besucht und ist eine Art Höhepunkt im Dorfleben. Neben 2 Wohnungen befinden sich im Gemeindehaus ein Versammlungsraum und eine kleine Küche. Diese wurde 2012 renoviert und 2013 ist das Bürgermeisterbüro an der Reihe. Für die Wohnungen wurden 2012 zwei kleine Gartenhäuschen errichtet, so dass die Schuppen im Gemeindehaus wieder für Geräte und das transportable Mobiliar des Vereins und der Gemeinde zur Verfügung stehen. Neben dem Sommerfest finden im Gemeindehaus auch Veranstaltungen und Versammlungen der Gemeinde, des Feuerwehrvereins und der Jagdgenossenschaft statt.
Anfang November 2012 hatten Bürgermeister, Gemeinderat und Feuerwehrverein aus Anlass der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten am ehemaligen Hochbehälter von Karlsdorf eingeladen. Eigentlich dem Abriss geweiht, wurde der alte Hochbehälter, der vor 100 Jahren erstmals die Karlsdorfer mit Trinkwasser versorgte, von der Gemeinde erworben. Der Feuerwehrverein wollte in Eigenleistung das in die Jahre gekommene Bauwerk in Eigenleistung sanieren, was sich angesichts des nötigen Aufwandes als nicht machbar erwies.
 Für den größten Teil der nötigen Arbeiten wurden dann Handwerker beauftragt. Die Vereinsmitglieder leisteten dazu aber noch reichlich 100 Arbeitsstunden in Eigenleistung u. a. bei Malerarbeiten und beim Zaunbau. Und nicht zuletzt auch Dank der bewilligten Lottomittel in Höhe von 4000 € konnte der Verein die Finanzierung der Maßnahme stemmen. Die nun immer zur Verfügung stehenden 68m³ Wasser werden von der Freiwilligen Feuerwehr als Löschwasserreserve genutzt. Zu diesem Zweck wurde die alte Zuleitung zum Ortsnetz mit einem Unterflurhydranten verbunden.
Sorgen bereitet dem Bürgermeister immer noch das Bachufergeländer und die Bachufermauer, welche an einigen Stellen sanierungsbedürftig sind. Während der Straßenbelag der Landesstraße innerhalb der Ortschaft seitens des Straßenbauamtes vor einigen Jahren erneuert wurde, fühlt sich der Straßenbaulastträger nicht für Geländer oder Stützmauer verantwortlich. Nach einer Lösung muss hier noch gesucht werden, denn die kleine Gemeinde kann eine Sanierung finanziell nicht stemmen.
(T. Schwarz, Januar 2013)
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