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Das Lippersdorfer Bahrtuch von 1816 Im Dezember 1997 wurde in einer alten Kiste im Turm der Kirche „Sankt Nikolaus“ zu Lippersdorf das Lippersdorfer Bahrtuch wiederentdeckt. Es war stark beschädigt und wies durch Mäuse- und Insektenfraß große Fehlstellen und Verfärbungen auf, war durch feuchte und falsche Lagerung gestaucht und verformt. Bei dem Bahrtuch handelt es sich um ein 220 x 340 cm großes schwarzes Tuch aus schwerem Wollstoff, welches durch weiße Applikationen aus Seide und Leinen verziert ist. Die wesentliche Gliederung erfolgt durch ein appliziertes großes weißes Kreuz. Wappenschilde der Gemeinde und der Schriftzug „Gemeinde Lippersdorf 1816“ sind zweimal appliziert, einmal das Wappen des Herzogtums Sachsen-Altenburg. Die Bedeutung des Tuches als eines der letzten Zeugen ländlicher Sepulkralkultur (Bestattungskultur) in Deutschland ist aus mehreren Gründen hoch einzuschätzen. Bahrtücher dienten zur schmückenden Abdeckung des Sarges, wenn der Verstorbene auf einem Pferdewagen vom Trauerhaus zum Friedhof gebracht wurde und symbolisierte auch, dass ein Mitglied der Dorfgemeinschaft zu Grabe getragen wurde. Durch grundlegende Veränderungen im Brauchtum nach dem zweiten Weltkrieg waren die Bahrtücher bald ihres Sinnes beraubt und wurden in den fünfziger und sechziger Jahren nahezu komplett vernichtet. Nur wenige Exemplare haben sich in Museen erhalten. Das Bahrtuch hat für die Gemeinde Lippersdorf noch eine ganz besondere Bedeutung, wurde doch dadurch das verloren gegangene Gemeindewappen wieder gewonnen, welches einen stark stilisierten Nadelbaum zeigt. Dieses Wappen war aus dem Gedächtnis der Gemeinde vollständig verschwunden, es sind auch keine alten Akten mehr verfügbar, die es zeigen. Das Lippersdorfer Bahrtuch wurde in einer der besten Paramentenwerkstätten restauriert, der von Veltheim-Stiftung im Kloster Marienberg bei Helmstedt. Das Textil wurde schonend gereinigt, weitgehend geglättet, die Fehlstellen im Wollgewebe mit Stützgewebe unterlegt, die Ränder der Fehlstellen mit Spannfäden und Überfangstichen gesichert, ebenso flottierende Teile der Stickerei. Die Restaurierungsarbeiten wurden im Februar 2000 abgeschlossen und kosteten ca.9000 DM. Das Geld wurde durch Lottomittel, Gemeinde, Jagdgenossenschaft und viele Einzelspender, darunter auch ein lokal ansässiges Bestattungsunternehmen, aufgebracht. Dr. Jochen Süss, Bürgermeister der Gemeinde Lippersdorf-Erdmannsdorf |